1. London Calling 07


    Datum: 11.10.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    ich nie vergessen. Auch ohne einen empathischen Schub fühlte ich die einzige Frage, die sie in diesem Moment wirklich interessierte: Wieso du und nicht ich? Die Frage stellte ich mir auch. Gut, Andrea hielt große Stücke von mir, dass hatte sie ja nun bei der Sache mit dem Qualitätsmanager deutlich genug zum Ausdruck gebracht. Aber Michelle hatte mindestens genauso hart und aufopfernd für die Firma gearbeitet wie ich. Selbstverständlich versprachen wir uns alle, in Kontakt zu bleiben. Selbstverständlich setzten wir dies nie um. Am Nachmittag hatten wir dann einen Bombenalarm. Es war klar, dass einer der Entlassenen diesen dummen Streich spielte, um sich zu rächen, aber es gab klare Abläufe für diese Geschichten. Jeder anonyme Anruf dieser Art musste ernst genommen werden. In dieser Zeit war die IRA noch in London aktiv und bombte blutige Erinnerungen an den auch weiterhin schwelenden Konflikt in unser Bewusstsein. Der harte Kern der Entlassenen hing immer noch im Pub gegenüber unserem Firmengebäude ab und johlte Obszönitäten gegen Andrea, die einsam und mit steinerner Miene wie wir alle darauf warten musste, bis die herbeigerufene Polizei mit den Bombenexperten die Absperrung aufhob und wir zurück ins Büro konnten. Ich nickte ihr kurz dankbar zu. Sie lächelte zufrieden und unterhielt sich dann in ihrem auch nach vielen Jahren in England noch immer mit stark deutschem Akzent versehenen, etwas unbeholfenen Englisch, mit dem Einsatzleiter der Polizei. *** Am Anfang hatte ich ...
    richtig gut zu tun, mit der Einarbeitung der Leute vom Beraterservice, die unsere Tätigkeiten auch mit übernehmen sollten, unter anderem Andy, der auch äußerte, was wir alle fühlten. „Die sind doch echt bescheuert, woher sollen wir denn die Zeit nehmen, das alles abzuwickeln? Und nebenbei noch dreißig Anrufe annehmen, oder was?" „Nun, versucht es, und wenn es nicht geht, müssen sie sich halt wieder etwas anderes überlegen." Das war dann schon ein paar Monate später der Fall. Ich war aber nun in der Entwicklungsabteilung. Ich führte einige Statistiken und bildete Leute in Word und Excel aus, bastelte nebenbei an Strukturplänen für die Aufgabenverteilungen in verschiedenen Abteilungen. Nicht ganz ohne Häme schrieb ich eine neue Liaison Abteilung hinein. Da das alles nicht abendfüllend war und ich auch viel zu sehr daran gewöhnt war, wirklich Leistung zu bringen, beschäftigte ich mich nebenbei noch mit Access, also Datenbanken. Zwei Monate später hatte das Lager eine neue Liaison Abteilung und auch der Rest meiner Pläne war fast ausnahmslos umgesetzt worden. Mein Manager rief mich in sein Büro. „Na Glückwunsch. Wie du siehst, hielt man von deinen Plänen große Stücke. Wir stellen dich natürlich selbstverständlich für die Liaison Abteilung frei. Christine, die neue Lagermanagerin, sagte und ich zitiere wörtlich: „Ich kann es kaum erwarten ihn in meine Finger zu bekommen". Es bleibt dir überlassen, das zu deuten, wie du willst." „Freigestellt? Das heißt, ich muss dahin?" „Was? Nein, ...
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