1. Walpurgisnacht 01


    Datum: 10.10.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Geld gegeben, weil ef gar kein... “ „Ich glaube es nicht. Natürlich, sagt er, natürlich habe ich dir nichts vom Geld gegeben. Hast du das gehört?“, sagte Ferdinand zu Haribald, der sich vergeblich an einem Lächeln versuchte. Der Lange packte den Dicken am Kragen und zog ihn zu sich heran. „Wirft du mich wohl aufreden...“ „Du kotzt mich an mit deinen Ausreden. Seit drei Monaten höre ich mir das jetzt an. Du hast den Braten essen müssen, weil er sonst schlecht geworden wäre, du hast den letzten Schluck Wein nur getrunken, weil man Kopfschmerzen davon kriegt, und die wärmere Decke ist angeblich viel zu kratzig!“, fauchte Ferdinand. „Und jetzt unterschlägst du mir auch noch Geld, du elender Lump.“ „Ich hab' daf Geld nicht unterflagen...“, fauchte Gebhard zurück und hob die Keule. Mit katzengleicher Wendigkeit, die sowohl Haribald als auch den Langen überraschte, drehte sich der Dicke um die eigene Achse und hieb dabei dem Langen die Faust in den Bauch. Als der zusammenklappte und sich sein Gesicht auf gleicher Höhe wie das des Dicken befand, holte dieser aus, um ihm ordentlich aufs Maul zu hauen, seine Faust landete jedoch in der reaktionsschnell erhobenen Hand seines Gefährten. Zwei Schläge: Faust traf Kinn, Keule traf Fuß, zwei Schreie, wütendes Fluchen. Anschließend ging die Klopperei los. Der Lange und der Dicke hieben mit Füßen, Fäusten und den Knüppeln aufeinander ein. Dazwischen beschimpften sie sich als Lügner, Betrüger, Räuber, Kameradenschwein und Abschaum. ...
    „Haribald, trab an“, sagte Bechstein. Darauf hatte sein Assistent nur gewartet. Sie ließen das Räuberduo links liegen. Als sie um die nächste Biegung rollten, beruhigte sich endlich Haribalds Herzschlag. „Wieviel habt Ihr ihm denn gezahlt, Herr Professor?“ „Nichts, mein Junge, natürlich nichts.“ „Ihr sagtet...“ „Schlagen sie nicht gleich zu, hat der Reisende eine Chance. Denn rhetorisch, mein Junge, sind diese Halunken uns immer unterlegen. Der Mensch ist einfach schrecklich naiv.“ Bechstein rieb zufrieden sein glattrasiertes Kinn, rückte die Brille zurecht und lehnte sich zurück. „Das Wort, mein lieber Haribald, ist stets mächtiger als das Schwert.“ Die nächsten Stunden begleitete sie das Zwitschern der Vögel und fleckiges Sonnenlicht, der Weg unterbrochen von einigen Lichtungen, manchmal lief ein Reh oder ein Wildschwein von Waldsaum zu Waldsaum. Schließlich wichen die Bäume zurück, und hinter einer Gruppe alter Eichen führte der Weg aus dem Wald. Links und rechts lagen im Sonnenlicht Felder, auf denen die Saat bereits eine Handbreit aufgegangen war. Der Weg führte leicht bergauf. Haribald geriet rasch ins Schwitzen, dann kamen Häuser in Sicht. Ein kleiner, schmutziger Junge am Wegesrand sah die beiden, hüpfte vergnügt und lief nebenher. „Warum ziehst du denn die Kutsche?“, wollte das Kind wissen. Haribald hatte keine Kraft mehr für ein Lächeln. Nach dem ersten Gehöft ließ er die Kutsche ausrollen, machte letzte Schritte und stand still. „Ist das hier Thale?“, fragte Professor ...
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