1. Walpurgisnacht 01


    Datum: 10.10.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    sach Euch, der Teufel, der ist überall, vor allem hier im Harz, hier.“ Je mehr sie sagte, um so lauter wurde sie. Ihr Gesicht rötete sich, Speichelblasen tauchten auf den blassen, aufgesprungenen Lippen auf, die Augen quollen aus den Höhlen. Haribald wusste die Dunkelheit in den vielen Räumen, die er in den letzten Tagen gesehen hatte, besonders zu schätzen. Nachts, dachte er, sind wirklich alle Katzen grau. „Die ham sich gegen uns verschworen und wollen die Welt übernehmen. Erst verzaubern sie unsere Ernten, ne, und die Tiere und die Kinder, und Pest und diese Mal Franzos, die ham se uns an den Hals gezaubert.“ „Harri, mach' schon mal die Kutsche fertig“, zischte der Alte in einer Atempause. „Bald.“ „Nicht bald. Jetzt.“ „Haribald, Professor. Ich hasse es, wenn Ihr mich Harri nennt.“ Müde trottete Haribald zur Straße. Der Professor jedoch war hellwach. „Habt Ihr Beweise, gute Frau?“ „Beweise? Wie Beweise? Wollt Ihr mich verarschen, hä? Seid Ihr auch einer von denen, hä? Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie mir jemand erzählt hat, er hätte die ganzen Weiber herumfliegen sehen, Margitta und Krostitza und Susanna und wie sie sich nennen, die teuflischen Weiber. Mit eigenen Augen gesehen. Brennen müssen die, brennen auf dem Scheiterhaufen.“ Jetzt schrie die Frau. Sie spuckte beim Schreien dem Professor ins Gesicht. Sie drängte ihn zur Tür. „Und jetzt ist besser, wenn Ihr geht, überleg' grad, wo ich die Mistgabel zuletzt gesehn hab', weil ich glaube, dass Ihr einer von denen ...
    seid. Beweise, hier brauchen wir keine Beweise, wir glauben an das, was wir gehört und gesehen haben, hä, Beweise, was ist'n das überhaupt, hä, Beweise, schert Euch wech!“ Sie verschwand im hinteren Teil der Stube und kehrte gleich darauf mit einer gefährlich spitzen Mistgabel zurück. Professor Bechstein hob beschwichtigend die Hände, der Junge befürchtete bereits das Schlimmste, als sich ein lautes Geschrei hundert Schritt die Straße hinauf erhob. Ein herausgekehrter grüner Strauß an einem breiten, geduckt wirkenden Gebäude, das kurz vor dem Zusammenbruch stand, deutete in Haribalds Augen auf einen Dorfgasthof hin. Eine Gruppe von zehn Männern drang in den Gasthof ein, man hörte Splittern von Holz und Wehklagen. „Diese, diese Hunde!“, rief die Bäuerin und wandte sich ab vom Professor, der bereits zur Kutsche geschlichen war. Sie nahm die Mistgabel und stürmte zur Straße. „Das sind wieder die Quedlinburger, diese Hunde.“ Haribald hatte das Geschirr der, wie er es nannte, Kreuzung zwischen Armesünderkarren und ungarischem Kotschi-Wagen bereits auf die schmerzenden Schultern genommen, da kamen die Männer wieder aus dem Gasthaus. Drei von ihnen rollten Fässer vor sich her, vier hielten zwei keifende Frauen und einen erbosten Mann zurück, den Haribald für den Wirt hielt, die letzten trugen Äxte. „Professor, was...“, begann der Junge, dann holten die Männer mit den Äxten aus. Die Bäuerin kam gerade rechtzeitig, um sich mit dem Schwall Bier, der aus den Fässern rauschte, die Füße ...
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