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Rameaus Geburtshaus
Datum: 23.05.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,
aufzuheben, und Auguste fragte: "Was hast du denn da mitgebracht, Mélanie?" "Das sind die Cembalostücke von Rameau. Ich hab sie auf alle Fälle von Hamburg mitgebracht, und Gaston hat im Zug gesagt, ihr hättet ein Klavier." Und richtig: An einer der Wände sah ich ein Pianino. "Willst du uns was spielen? Ich hoffe, es ist nicht zu verstimmt." "Gerne, wenn ich darf --" "Natürlich darfst du -- wir sind ja auch allein im Haus, und der Prof würde uns das bestimmt auch nicht verbieten." Meine Tränen, mein "Dankeschön" und jetzt die mitgebrachten Noten hatten das Eis gebrochen. Die zunächst mir gegenüber doch recht reservierte Auguste umarmte mich ein zweites Mal, noch inniger als zuvor; dann umarmte sie auch Gaston mit den Worten: "Was du uns da ins Haus geholt hast -- merci, mon cher! -- Nun aber bitte zu Tisch!" Beim Essen langten wir alle herzhaft zu, ich wurde quasi dazu genötigt, möglichst alle Käse-Herrlichkeiten wenigstens zu probieren, es schmeckte herrlich, wir unterhielten uns großartig, wie stets fielen mit zunehmendem Weingenuß die einen oder anderen Hemmungen: das hieß in unserem Fall, daß Auguste und Gaston immer mehr französische Worte in ihre Rede einfließen ließen und nun auch im Deutschen immer mehr Fehler machten, und bei mir war es umgekehrt: Immer mehr französische Wörter und Wendungen fielen mir ein, wohl mit manchem Fehler. Dies alles tat aber natürlich unserer Stimmung keinen Abbruch, wir hatten uns auch noch so weit unter Kontrolle, daß wir zu gegebener ... Zeit mit dem Essen und Trinken aufhörten und ich gebeten wurde, einige Stücke von Rameau zu spielen. Ich wählte die Allemande und die Courante in a-moll, die mit dem ungewöhnlichen Quarten-Thema, den Rappel des oiseaux, als Rausschmeißer die Niais de Sologne mit ihrem gewollt krassen Gegensatz von primitiver Melodie, eben den niais, und der virtuosen Begleitung, die ich dank wegfallender Hemmungen und deshalb wegfallendem zu vielem Nachdenken recht gut hinbekam. "Da hat es doch noch La Poule", erinnerte sich Auguste. Ja, richtig, und so spielte ich als letzten Rausschmeißer noch das gackernde Huhn. Als Dank erntete ich wieder eine herzliche Umarmung. Dann erinnerte sich Gaston: "Im Zug hattest du gesagt, dir gefiele Couperin noch besser --?" "Ja, das stimmt, aber den hab ich nicht mitgebracht, das wären noch vier solcher Bände." "Ich glaube nicht, daß Couperin unter den Noten von den Kindern ist", meinte Gaston, "die haben sich mehr für Klassik und Romantik interessiert, wenn überhaupt, nicht für so Altes. Wir können ja morgen eine Couperin-Ausgabe im Musikgeschäft kaufen." "Das ist doch nicht nötig", sagte ich, "und Noten sind heute ja auch so teuer --" "Couperin sollte man als Musikliebhaber eigentlich sowieso im Haus haben", sagte Gaston darauf, "hoffentlich haben die das vorrätig." Wir tranken noch ein letztes Glas Wein, dann wollte mich Gaston per Taxi zu meinem Hotel bringen. "Aber, Gaston", sagte ich, "das ist doch nicht nötig. Ich kann doch jetzt auch selbst und allein ...