1. Rameaus Geburtshaus


    Datum: 23.05.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Wochen nach dem Schulstreß zum Ende des Schuljahres einfach zu faul für so etwas, aber als die dritte Ferienwoche ins Land kam, fiel mir etwas ein, was ich schon seit langem mal machen wollte: einen Besuch der Stadt Dijon, der Geburtststadt Rameaus, dem die Musikwelt die Theorie der Tonarten des Quintenzirkels zu verdanken hat. Als Komponist steht er wohl eine oder zwei Stufen unter dem etwas älteren François Couperin, aber schon seit mehreren Jahren hing ein Porträt von ihm über meinem Klavier, nicht der meist abgebildete dröge Kupferstich, sondern ein Gemälde, das ich von einem Platten-Cover abphotographiert und dann gerahmt hatte. Es zeigt in eigenartiger diagonaler Bildanordnung den alten Rameau in einem roten Gewand sitzend mit einer Geige in der Hand. Dieter war sofort mit meiner Idee einverstanden, gab mir, wie zu erwarten, grünes Licht, eine solche Städtereise zu organisieren, und so begab ich mich am nächsten Tag in unser Reisebüro. Unter den normalen Städtereiseangeboten von Hamburg aus war Dijon nicht zu finden, aber die Dame im Reisebüro fand schnell heraus, daß es zwei- oder dreimal pro Woche einen Kurswagen Hamburg--Marseille gab, der nicht über Paris fuhr, sondern sich im östlichen Frankreich hielt, in Dijon den Saône-Rhône-Grabenbruch erreichte und in diesem weiter mit nur wenigen Halten nach Marseille donnerte. Ich wollte nicht allein mit dem Auto fahren. In wenigen Minuten war eine Fahrkarte ausgestellt und ein Zimmer in einem günstigen Hotel in Dijons ...
    Stadtkern reserviert -- und in drei Tagen konnte es losgehen. Ich rief Dieter gleich im Bureau an, und als er abends nach Hause kam, hatte der Gute mir einen Reiseführer für Burgund gekauft. Am nächsten Tag kaufte ich mir noch ein paar neue Sachen, unter anderem ein Reisekostüm, am übernächsten Tag versuchte ich, die ausgewählten Kleidungsstücke in ein kleines, handliches Köfferchen zu kriegen, was mir nach einigen Kompromissen bezüglich der Auswahl nach mehreren Stunden auch gelang, und am Reisetag brachte mich Dieter trotz Arbeitsüberlastung zum Dammtorbahnhof an den Zug. Man sollte öfter mal wieder mit der Eisenbahn fahren, in Ruhe ein gutes Buch lesen oder aber sich an der Landschaft erfreuen, im Moment die Ausläufer der Harburger Berge, des Hamburger Skigebietes, und der Lüneburger Heide und etwas später die faszinierenden feuchten Wiesen der Wümmeniederung -- wenn man sich vorstellt, wie hier nach der Eiszeit die Wassermassen geflossen sind; welches Urstromtal war das eigentlich hier, das hatten wir doch in der Schule lernen müssen, ich erinnerte mich wieder an die ersten Erdkundestunden auf dem Gymnasium, das Elb-Urstromtal war es wohl nicht mehr und das -- wie hieß es nur? -- richtig: Das Weser-Aller-Urstromtal war es wohl noch nicht, was also dann? Bis wir nach einer eleganter Kurve in den Bremer Hauptbahnhof am Rande der Altstadt einliefen und nun sicher im Weser-Aller-Urstromtal angelangt waren, hatte ich das Problem nicht gelöst. Bis Bremen saß in meinem Abteil mir ...
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