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Rameaus Geburtshaus
Datum: 23.05.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,
Herr Lamazère konnte es nicht fassen, daß jedes Bundesland seine eigenen Lehrpläne habe, und ich konnte es nicht fassen, daß man in Paris beim Ministerium betteln mußte, wenn man Mittel für eine Klassenreise beantragen wollte. Gaston steuerte den tiefschürfenden Gedanken bei, daß es im Endeffekt egal sei, ob man das beantragte Geld von der drei Kilometer entfernten Schulbehörde oder von dem dreihundert Kilometer entfernten Ministerium nicht bekäme. Das Essen war vorzüglich, das Gespräch ein wenig langweilig, dauerte aber über zwei Stunden, bis sich der hohe Herr aus Paris entschuldigte und in sein Hotel gehen wollte. Ich sollte wohl nicht, aber ich verstand einiges von dem, was Gaston Herrn Lamazère zuflüsterte, nämlich die augenblickliche Rangfolge der ,maisons closes` in Dijon. Darauf gingen wir zu Fuß nach Hause, wo wir wohl schon Auguste antreffen und in den "normalen" Tagesablauf eintreten würden. "Normal" bedeutete für mich: so wie in den ersten Tagen bei den Durands. Und wirklich: Auguste fuhr vor, als Gaston und ich auf das Haus zusteuerten. Es gab ein stürmische Begrüßung und eine hektische Diskussion, wer welche von Augustes Einkaufstüten aus dem Auto ins Haus schleppen sollte. Wir Frauen kriegten es hin, daß Gaston fast alles zu tragen bekam, was er gutmütig lächelnd bewerkstelligte. Uns einander auf die Füße tretend verstauten wir die Sachen im Eisschrank und in der Speisekammer, und nach wenigen Minuten saßen wir in den Sesseln, mit Saftgläsern bewaffnet, ... und begannen, unsere Erlebnisse zu erzählen. Auguste hatte mehrere Notfälle in der Klinik, und wir beiden erzählten von unseren Besichtigungen, unseren Mahlzeiten, einiges von unseren Gesprächen und -- nein, davon nichts. Auguste hakte nicht nach, obwohl große zeitliche Lücken in unserem Bericht ja offensichtlich waren. Mir rutsche es dann noch heraus, daß ich heute auch Geschenke gekauft hatte, und natürlich wollten die lieben Durands gleich sehen, was das war. Es gelang mir, die Slips für Dieter in den Tiefen meiner sackartigen Tasche vor den beiden zu verbergen, und so "bekam" Dieter das Buch über den Umweltschutz. "Kann Dieter denn Französisch?" "Ja, das kann er", sagte ich wahrheitsgemäß. "Dann mußt du ihn mal mitbringen, wenn du nochmalherkommst!" "Wird gemacht, Chef!" Als letztes zeigte ich die Platten für Mama, und als Auguste bald darauf aufstand, um in der Küche das Abendessen vorzubereiten, umarmte sie mich und sagte leise etwas, das ich als ",Tu es une bonne fille, une très bonne fille!`," verstand. Um so mehr fiel ich aus allen Wolken, als in der Küche -- ich half Auguste beim Putzen des Salats, und Gaston kämpfte im Wohnzimmer mit einer zu öffnenden Weinflasche -- Auguste in leisem, aber sehr scharfem Ton zu mir sagte: ",Tu as couché avec Gaston, n'est-ce pas!?`" Ich wurde puterrot, versuchte etwas zu stammeln, aber bevor ich ein Wort herausbekam, fuhr Auguste fort: ",Surtout, que tu saches: Gaston ne m'abandonnera jamais de la vie, jamais! Ne te berce pas ...