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Rameaus Geburtshaus
Datum: 23.05.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,
Jahreszeit übereingekommen, auf dem Unterwäschesektor mal etwas Gewagteres zu wagen, und Dieter würde sich nicht trauen, sich selbst solche Fummel zu kaufen. Tragen würde er sie sicher, wohl auch bei seinen gewissen Besuchen. Und für Otto? Ein Buch! Ich stöberte in einer großen Buchhandlung, an der ich in den letzten Tagen schon oft vorübergegangen war, und fand bald etwas Interessantes: ein Buch über Umweltschutz in Frankreich. Das war genau das Richtige für Otto. Aber schon in der nächsten Sekunde fiel mir siedendheiß ein, daß ich von Otto ja so manches wußte, ihn auch schon mal -- man sollte es nicht glauben -- nackt gesehen hatte, aber so etwas Intimes wie, ob er Französisch könne, das wußte ich nicht. Aber ein Herr seines Alters, studiert, Beamter in hoher Position: wahrscheinlich konnte er auch Französisch, und so kaufte ich dieses Buch. Wenn Otto es nicht verstünde, würde ich es selbst lesen. Darauf machte ich noch einen Abstecher in die Außenbezirke des mittelalterlichen Stadtkerns, entdeckte eine turmlose gotische Kapelle, die mir Gaston bisher vorenthalten hatte -- oder wahrscheinlich war es eines der Kirchlein, die er mir an jenem denkwürdigen Nachmittag vorgestern aus meinem Hotelzimmer gezeigt hatte. Ich spiralte allmählich zum Freiheitsplatz und erreichte ihn fünf nach vier von der den Drei Fasanen gegenüberliegenden Seite. Alsbald begann ein Herr an einem der draußen auf dem Platz stehenden Tische wild zu gestikulieren, und ich erkannte, daß es Gaston war. Es ... saß aber noch ein weiterer Herr an dem Tisch, und so winkte ich nur damenhaft mit abgezirkelten, kaum sichtbaren Bewegungen zurück, ging aber auf gerader Linie auf die Drei Fasanen zu. Das hätte ich vielleicht nicht tun, sondern lieber an den Hausfassaden entlanggehen sollen, aber ich hatte Glück: Keine der Tauben, die ich aufscheuchte, ließ etwas auf mich fallen. Als ich an Gastons Tisch angekommen war, begrüßte mich dieser landesüblich mit Küßchen links -- rechts -- links und stellte mir seinen Begleiter vor: Es war Herr Lamazère, ein Dezernent aus dem Pariser Ministerium, den Gaston schon seit längerem kannte. Nachdem Gaston als "Madame Dr. Kerstin Knaack de Hambourg" vorgestellt und ich den "Doktor" wegkorrigiert hatte, sagte Herr Lamazère: ",Excusez, Madame, je ne parle pas l'Allemand.`" Die Unterhaltung während des Essens kreiste, wie zu erwarten, um Schul- und Unterrichtsprobleme und verlief auf Deutsch, wovon der gebildete Herr Lamazère gar nicht so wenig verstand, auf Englisch, Italienisch, natürlich Französisch -- und Latein. Gaston kriegte von Herrn Lamazère einen Rüffel, daß er mich nicht zu den Besprechungen in der Schule eingeladen hatte, und ich nahm ihn in Schutz, ich sei ja schließlich auf eine Ferienwoche hier und wolle nicht unbedingt auch bei dieser Gelegenheit von solchen Problemen hören. Bei dieser Unterhaltung war übrigens ich es, die mit Fragen nach dem deutschen Schulwesen gelöchert wurde. Meistens antwortete ich auf Deutsch, und Gaston übersetzte. ...