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Rameaus Geburtshaus
Datum: 23.05.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,
von meinen schönen Eindrücken von Dijon, ohne allzusehr in die Einzelheiten zu gehen, und teilte ihm mit, daß ich zwei oder drei Tage länger wegbleiben würde als zunächst geplant. "Das ist gut, Melanie", meinte Dieter, "erhol dich mal und genieß die Ferien!" "Du auch, Dieter!" Wie er das wohl verstanden haben mochte!? Auf der Sachebene verabredeten wir noch, daß ich rechtzeitig anrufen sollte, wann und mit welchem Zug ich in Hamburg eintreffen würde. Ich nahm mein geliebtes Wannenbad und freute mich über meinen schönen Urlaub "mit Zugabe". Es gelang mir mühsam, nicht schon in der Wanne einzuschlafen. Ich trocknete mich notdürftig ab, schmiß mich auf das zerwühlte Bett und schlief nach wenigen Sekunden wie ein Stein. Am folgenden Tag, einem Donnerstag, war wieder Regen aufgezogen. Gaston weckte mich unverschämterweise schon um Viertel vor elf auf und fragte, ob ich schon gefrühstückt hätte. Als ich verschlafen verneinte, schlug er vor, zum Hotel zu kommen und mit mir gemeinsam zu frühstücken; dann würden wir sehen, was wir an dem verregneten Tag wohl unternähmen. Ich war zu keinem Widerstand fähig, es war mir auch, ehrlich gesagt, nicht nach Widerstand zumute -- aber was Gaston wohl gern unternähme, war ja nicht schwer zu erraten. Aber nicht dieses stand nach dem Frühstück auf Gastons Programm, sondern er schlug vor, entweder weitere Besichtigungen -- "oder soll ich dir mal unsere Schule zeigen?" "Oh ja, das würde mich interessieren!" Also gingen wir, wieder unter Gastons ... Regenschirm, diesmal aber bewußt aneinandergeschmiegt, zu Gastons Schule, einem klotzigen Bau aus der wilhelminischen Zeit. Nun ja, "wilhelminisch" paßt nicht recht für eine französische Schule, wohl aber "aus den Gründerjahren". Sie sah innen entsprechend aus, außer dem Mobiliar war wohl in hundert Jahren wenig verändert worden. "Doch", sagte Gaston, "vor fünf oder sechs Jahren sind der Physik- und der Chemiesaal komplett erneuert worden." Na, immerhin. Aber diese Räume wollte mir Gaston nicht zeigen, von diesem Fächern verstehe er weniger als nichts, "und du, Mélanie?" "Ein kleines bißchen mehr als nichts -- aber du brauchst mir diese Räume nicht zu zeigen. Mich würde mehr euer Musikzimmer und die Bibliothek interessieren." Im Musikzimmer stand ein sehr abgespielter Flügel von Erard, auf der Bühne der Aula aber ein neueres Instrument dieser Marke, die für die Impressionisten besonders geeignet sein soll. Gaston holte von irgendwo den Schlüssel für diesen Flügel und fand auch Noten von Debussy und Ravel. Ich versuchte mich an Debussys "Hommage à Rameau" und an dem "Prélude" und der "Forlane" aus Ravels "Tombeau de Couperin", Stücke, die ich vor Jahren mal geübt hatte und damals recht gut spielen konnte. Jetzt aber hatte ich diese schweren Brocken nicht mehr in den Fingern, und ich gab es bald auf. Immerhin hatte ich einen überwältigenden Eindruck davon, wie schön diese Stücke auf einem Erard klingen würden, und wie immer, wenn mich etwas überwältigte, -- der Leser weiß schon, ...