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Rameaus Geburtshaus
Datum: 23.05.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,
Mélanie." Bei der Konferenz ging es um mir so sattsam bekannte Themen wie die mangelnde Finanzierung der Schule, die mageren Gehälter, die blödsinnigen, völlig weltfremden Lehrpläne, den Sexualkundeunterricht, ..., alles in sehr scharfen Reden, und schließlich -- dies nun für Deutschland, jedenfalls damals noch, völlig undenkbar -- wurde die Organisation eines Lehrerstreiks spätestens im November beschlossen. Es wurde natürlich nur französisch gesprochen, aber es waren außer Gaston noch genügend viele Kollegen darunter, die Deutsch verstanden, und so konnte ich meine Diskussionsbeiträge auf Deutsch sagen. Aber man hört sich ein auf die fremde Sprache, und gegen Ende der Konferenz verstand ich fast alles. Danach gingen die Kollegen in ein gutes Restaurant essen, und ich wurde dazu eingeladen. Mir das Essen bezahlen zu lassen konnte ich mit Hinweis auf die besprochenen mageren Gehälter zum Glück abwehren. Es war ein gemütliches Beisammensein, man hatte darauf geachtet, daß ich neben Tischnachbarn saß, die beide Deutsch verstanden, und es wurde meiner Beobachtung zugestimmt, daß mittlerweile viel mehr Franzosen Deutsch können als umgekehrt Deutsche Französisch. Als das Gelage nach mehreren Gängen zu Ende war, lohnte sich für Gaston und mich vor dem Konzert kaum noch ein Gang in die Stadt, so schlenderten wir nur in Richtung Konservatorium, setzten uns in eine Bistro, von wo wir Auguste kommen sehen mußten, und genehmigten uns ein Glas Rotwein. Langsam wurde ich nervös, weil ... Auguste nicht kam und nicht kam und ich ungern zu spät zu Konzerten komme und mich durch die schon Sitzenden drängele. Gaston beruhigte mich, bestellte für sich noch ein Glas Rotwein, und als er es drei Minuten nach dem offiziellen Beginn des Konzertes halb ausgetrunkebn hatte, kam Auguste um die Ecke gerast. Gaston winkte ihr zu, Auguste hastete zu unserem Tisch, trank das Weinglas leer, sagte: "Wir sind doch noch nicht zu spät?", was Gaston mit einem Lächeln und einem Kopfschütteln beantwortete, bevor ich so etwas wie "Doch!" sagen konnte. Gaston legte ein paar Münzen auf den Tisch, und wir gingen über den Platz zum Konservatorium. Dort war der Saal noch fast leer, und wir fanden gute Plätze. Das Konzert begann pünktlich zum akademischen Viertel. Es war ein reiner Klavierabend, die Zwischenprüfung einer Studierenden des Konservatoriums. Im ersten Teil spielte sie Rachmaninov, mit dem ich noch nie viel anfangen konnte, aber als sie im zweiten Teil eine Auswahl von Brahms' späten Klavierstücken spielte, kamen mir wieder die Tränen. Auguste umarmte mich vom Nachbarplatz und fragte mich flüsternd: "Hast du Heimweh?" "Nein, aber mir kommen schnell die Tränen bei so schöner Musik." Auguste ließ mich von ihrer Umarmung frei, hielt aber während des ganzen Brahms-Teils meine Hand. Beim Abendessen, wieder bei Durands, verkündete Auguste, daß sie die nächsten drei Tage den Abend- und Nachtdienst für einen erkrankten Kollegen übernommen hatte: "Dann müßt ihr also ohne mich auskommen." "Das ...