1. Die Buchlesung Teil 02


    Datum: 10.09.2016, Kategorien: Berühmtheiten,

    sensibel werden ließ. Dann, ganz plötzlich und unvermittelt, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Mark erschrak. Hatte er etwas Falsches gesagt? War er zu weit gegangen? "Was ist los?", fragte er beinahe schüchtern. "Ach ... nichts, eigentlich. Nichts, was hier her gehört. Nichts, wobei sie mir helfen könnten. Belassen wir es bitte dabei." Fast trotzig wischte sich Andrea mit dem Handrücken über die Augen und schwieg. "Es ist der Stress, wissen Sie.", erklärte sie nach ein paar Minuten bedrückender Stille dann doch. „Nehmen Sie heute Abend als Beispiel, ich musste den ganzen Tag von einem Termin zum nächsten hetzen, dann springt dieses blöde Auto nicht an! Mein Management betreut mich eher lausig, seit die Anfragen für Rollen nicht mehr im Wochentakt bei ihnen einfliegen. Sie sehen es ja, ich hatte keine Begleitung, keinen Visagisten, keinen Hairstylist, nicht mal einen Fahrer haben sie mir gestellt. Dafür musste ich mich vorhin mutterseelenallein mit dem dilettantischen Regisseur dieses ‚Heimatsenders' herumärgern, der mir sonst was weiß machen wollte. Ich habe das Gefühl, ich werde allein gelassen, weil mir diese Buchlesungen wichtiger sind als irgendwelche dämlichen Auftritte in zweitklassigen Talkshows, wo es den Machern eher auf mein Dekolletee ankommt als auf das, was ich zu sagen hätte." Mark spürte, wie sich Hitze auf seinem Gesicht ausbreitete. Er fühlte sich ertappt, realisierte zum ersten Mal, wie klein und dümmlich sein Fanverhalten bisher war, wie sehr er diese ...
    tolle Frau reduziert hatte. Noch immer schwammen Tränen in ihren schönen Augen. Andrea redete weiter, ein regelrechter Gefühlsausbruch folgte: "Sehen Sie, mein Mann und die Kinder sind seit dem 20. Dezember in Österreich beim Skiurlaub. Kitzbühel - wie nett! Tolles Nachtleben, was meinen Gatten sicher in jeder Nacht erfreut, wenn die Kinder erstmal schlafen!" Beißender Sarkasmus. Mark war völlig verblüfft. Er konnte nicht fassen, wie offen Andrea über sich und ihr augenscheinlich wenig glückliches Leben sprach. Mark konzentrierte sich schweigend auf ihre Worte. Er spürte, dass das Zuhören jetzt wichtiger war als eine Erwiderung. "Dieser Flegel hat mich nicht einmal gefragt, ob ich es schaffe, wenigstens für die paar Tage an Weihnachten zu ihm kommen.", ereiferte sich Andrea mit ehrlichem Zorn in der Stimme. „Ich weiß nicht mehr, wann mein Mann mir zum letzten Mal gesagt hat, dass er mich liebt. Privatleben oder Intimität kennen wir schon lange nicht mehr, selbst wenn ich nichts oder nicht viel zu tun habe. Er sorgt dann dafür, dass er keine Zeit hat - oder haben will. " Andrea schniefte laut und wischte sich wieder die Tränen von den Wangen. Es entstand eine kurze Pause. "Entschuldigen Sie!", murmelte sie dann nervös. „Ich quatsche Sie hier zu und weiß nicht einmal Ihren Namen." "Mark. Mark Kämmerer." Mehr sagte er nicht, wollte sich nicht in den Vordergrund drängen. Andrea gingen gerade die Nerven durch. Sie brauchte jemanden zum Reden, musste Ballast von ihrer Seele abwerfen. ...
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