1. Ein letzter Dienst


    Datum: 10.02.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Idee. Sie sprang auf und holte sich aus einem der Nachbarzimmer eine neue Tageszeitung. Die Todesanzeige fiel ihr sofort ins Auge. Die Beerdigung fand in kleinem Kreis statt, wie man so sagt. Ganz vorne am Grab neben dem Pfarrer stand, die Hand ihrer vierjährigen und eben so blonden Tochter fest drückend, eine junge, schwarz gekleidete Frau. Die Zeremonie war bereits vorüber und die kleine Trauergemeinde setzte sich auf dem Rückweg zur Kirche in Bewegung. Da löste sich aus dem Schatten einer Zypresse eine schlanke Gestalt mit grauem Umhang, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und trat ans offene Grab. Als sie den Sarg erkannte, ging ein Schluchzen durch ihren schmalen Körper. Mit einem weißen Taschentuch ihre Tränen trocknend, warf sie eine weiße Lilie in sein Grab. „Adieu Jan, ein letztes Mal Adieu Liebster! Dieser Abschied tut mir so weh! Wir waren so glücklich miteinander! Ich werde in Gedanken immer bei dir sein! Sollte Gott es so wollen, dass ich unser Kind in mir trage, werde ich zu ihm genau so liebevoll sein, wie ich es zu dir gewesen bin. Das verspreche ich dir!" Sie bewegte den Mund, als wollte sie noch etwas hinzufügen, ließ es dann aber, bemerkte das weiße Taschentuch in ihrer Hand, drückte es zu einem innigen Kuss an die Lippen, wischte sich noch einmal die Tränen ab und warf es dann ins offene Grab, wo es neben der Lilie liegen blieb. Mit einem Ruck löste sie sich von diesem Anblick, drehte sich herum und ging den Weg mit langsamen Schritten zurück. Wie ein flüchtiger Schatten verschwand die Gestalt hinter den Zypressen, die wie ein Zeigefinger des Schöpfers weit in den grauen Himmel ragten.".txt"
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