1. Kuchen und Pizz


    Datum: 02.08.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Anzeigen von Frauen, wieviel von Männern. So penibel war ich nie, und ich schätzte grob: Höchstens fünf Prozent der Anzeigen waren von "Tröstern einsamer Damen", wie es in einer hieß. Ich strich die in Frage kommenden Anzeigen farbig an, trank mir mit einem Cinzano Mut an, und begann, die entsprechenden Telephonnummern abzuarbeiten. Was ich da zu hören kriegte! Man hat ja als sozial eingestellter Mensch nichts gegen Arbeiter, aber eine arbeitermäßige, dazu noch unfreundliche, barsche Stimme und der Gebrauch des Wortes "Durchficken": Welche trostsuchende einsame Dame sich dahin verirren soll, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Auch sonst hörte ich auf diversen Bandansagen manches eigentlich nicht wiedergebbare Wort, und auch von den Tröstern, die sich live mit "Hallo!" meldeten, kam kaum einer in Frage. Ich war schon nahe am Ende der Liste angelangt und wollte es fast aufgeben, da hörte ich auf Band eine freundliche Stimme, die weder großartig vom Trösten noch obszön vom Durchficken sprach, sondern die "interessierte Dame" zu einem "selbstverständlich unverbindlichen Kennenlern-Gespräch bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Cognac" einlud. Die angegebene Adresse war in einer stillen Wohnstraße im Univiertel, anzutreffen sei der Herr montags bis freitags. Eine "private" Telephonnummer gab Detlev -- so nannte sich der Herr -- nicht an, also hieß es: hingehen, klingeln und hoffen, daß Detlev nicht gerade beschäftigt ist und aufmacht. Das aber nicht mehr heute am Freitag. Für ...
    heute hatte ich genug an dieser Aufgabe geschuftet. Egal, wenn morgen meine drei Kränzchenschwestern enttäuscht sein würden, sollten sie sich noch etwas gedulden oder selbst die Initiative ergreifen. Dafür hatte ich aber noch am späteren Abend einen Besuch von Stefan. "So spät bist du doch noch nie gekommen!?" "Doch -- erinnerst du dich nicht mehr -- voriges Jahr, da bin ich einmal noch um elf Uhr abends gekommen." "Ja, richtig, da war deine Frau auf Kur, und du warst sozusagen frei -- ist wieder so ein Ausnahmezustand?" "Leider nein. Ich war auf einem Senatsempfang und wollte auf dem Heimweg mal schnell bei dir reinschauen -- ich stör doch nicht?" "Nö -- du hast ja auch brav vorher angerufen, und ich hab gesagt, du kannst gern kommen -- wie lange kannst du denn bleiben?" "Lange -- meine Frau weiß ja nicht, wie lange der Empfang läuft -- als ich ging, war er noch in vollem Gange --" "-- und daß sie da anruft und fragt, wo ihr Mann abbleibt?" "Das tut sie nie." "Dann also volles Programm -- wie ich dich kenne, hättest du zu dieser Tageszeit gern ein Bierchen." "Wenn ich darum bitten darf: Du hast doch immer Cinzano im Haus, ein halbes Glas, ginge das? Ich hab auf dem Empfang nur Orangensaft getrunken." "Das ginge -- auch ein ganzes, wenn du willst -- on the rocks?" "Gern!" "Dann muß ich mal schnell Eiswürfel machen --" "Laß das doch -- wenn es zuviel Mühe macht --" "Das ist doch keine Mühe -- ,eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe` -- das mit den rocks ist doch ein Klacks -- ...
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