1. Das Cembalo


    Datum: 30.05.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    noch nicht durchgelesen? -- Wenn ich den Fahrstuhl vergrößern soll, bitte einen Tag vorher Bescheid sagen! So, nun los, ich bleib hier im Fahrstuhl; die Bedienung ist ja jetzt anders als normal." Aber mit nur zwei Fahrten war der Korpus und das Untergestell des Cembalos hinausgeschafft, und wir konnten den Hausmeister dankend entlassen. Das Cembalo war schnell aufgebaut, und vor dem Stimmen fragte Herr Wegener: "Soll ich das Cembalo auf Kammerton stimmen oder lieber etwas tiefer?" Tadeusz und ich fanden beide, man solle das Instrument für die alte Musik einen Halbton unter dem Kammerton stimmen. "Das ist ganz einfach", sagte Herr Wegener, "ich zeig's Ihnen: Sie brauchen das Instrument nicht um diesen Halbton tiefer zu stimmen, sondern man kann die ganze Tastatur um einen Halbton nach links verschieben", und er zeigte uns die dafür nötigen einfachen Handgriffe. Dann stimmte er die Saiten durch, was nur zehn Minuten brauchte. "Das Instrument hält die Stimmung ausgezeichnet. Nach dem letzten Konzert vor drei Wochen, sie haben's ja gehört, waren nur einige kleine Korrekturen nötig. -- Dann wollen wir mal wieder zurückfahren." "Wollen Sie nicht noch mit uns was essen? Ich hab etwas Leichtes vorbereitet." "Nein, vielen, vielen Dank, wir müssen los. Das hat in Reinbek länger gedauert, und heute abend haben wir in Kamen ein Kirchenkonzert, dafür muß ich noch ein Instrument transportieren und stimmen." "Dann wünsche ich eine gute Heimfahrt." "Danke, Frau Knaack." Endlich mit dem ...
    Cembalo -- und mit Tadziu -- allein. Mich drängte es zu spielen, und ich spielte eine der Inventionen von Bach, um zu genießen, wie gut man bei dem silbrigen Cembaloklang die Verlauf der -- hier nur zwei -- Stimmen verfolgen kann. Dann sagte ich: "Tadziu, wollen wir nicht jetzt die Flötensonate spielen?" Tadziu war nirgends zu sehen, aber es rief lustig aus der Küche: "Erst einmal wird auf das Cembalo angestoßen!" Während ich spielte, hatte er in der Küche eine der Sektflaschen geköpft, auch passende Gläser gefunden und kam wie ein Kellner, die halbvolle Flasche und die eingeschenkten Gläser auf einem Tablett balancierend, ins Wohnzimmer. Wir setzten uns aufs Sofs, stießen an und sahen nicht aufs Fernsehen, sondern aufs Cembalo. "Es ist auch ein sehr schönes Möbelstück -- und eine praktische Ablage." "Genau das ist es nicht", sagte ich lachend, "in der kleinen Anleitung zur Pflege hier steht nämlich, man solle das Instrument vor ,umstürzenden Blumenvasen` bewahren." "Der Cembalobauer scheint ja ein Humorvoller zu sein." "Und am Telephon hat er mir gebeichtet, daß er sein Geld nicht mit Cembali, sondern mit Hackbrettern für die bairische Volksmusik verdient." "Dann kann er auch Flügel und Pianos bauen -- das ist letzten Endes dieselbe Anschlagstechnik." Wir tranken mit Nachschenken die ganze Flasche aus und waren, als wir jetzt die Flötensonate spielten, noch mehr high als vorher schon. Das Zusammenspiel klappte problemlos, und unser Spiel war absolut konzertreif -- na, jedenfalls ...
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