1. Das Cembalo


    Datum: 30.05.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    geht noch von der Diele ab." Als Tadeusz keine Anstalten machte, wie die meisten neugierigen Wohnungs-Anseher auch das Schlafzimmer zu inspizieren, sagte ich zu ihm: "Du kannst gern auch ein Blick in die hinteren Räume werfen, wenn du willst." "Ist eigentlich nicht nötig; aber wenn du das so nett sagst, ist da vielleicht noch ein Fenster in Richtung Westen, daß man auf Hamburg sehen kann?" "Leider nicht; das ist eine durchgehende Wand", sagte ich, während Tadeusz sich zum Schlafzimmer durchwand. "Es geht ein bißchen umständlich um die Ecke", entschuldugte ich mich. "Macht doch nichts! -- Oh, wat't dat denn?" "Die Schrankwand hab ich mir nach meiner Scheidung gegönnt -- ich hab sie erst eineinhalb Wochen." "Wenn man sich in Gegenwart einer Dame so ausdrücken dürfte, würde ich sagen: etwas puffig. -- Aber entschuldige, Melanie: Du wirst wissen, warum du dir das hingestellt hast, und abgesehen von allem anderen ist es sicher auch sehr praktisch beim Anziehen. Wenn ich zum Beispiel so was hätte, dann hätte ich sicher bemerkt, daß meine Hosen nicht gut gebügelt sind." "Machst du das auch selbst?" "Wenn es sein muß, ja. Sonst fahr ich alle zwei -- drei Wochen zu meinem Bruder, und seine liebe Frau bügelt mir die schwierigeren Sachen und näht mal einen Knopf an. -- Na dann, gehen wir zurück ins Wohnzimmer oder sehen vom Balkon, ob Wegener nicht allmählich kommt. Hoffentlich haben wir ihm den Weg genau genug beschrieben." "Er kann sich ja durchfragen." Wir frühstückten noch einmal ...
    auf dem Balkon -- niemand kam, wir unterhielten uns über unsere Arbeit mit der Jugend -- niemand kam -- wir spielten zusammen eine von Bachs Flötensonaten, "noch" "nur" mit Begleitung auf dem Piano -- niemand kam -- ich fragte Tadeusz nach seinen Germanistikprofessoren -- es klingelte: Herr Wegener. "Wo kommen Sie denn hergeflogen?", fragte ich ihn nach der Begrüßung, "ich hab bis jetzt nach Ihnen Ausschau gehalten und Sie gar nicht kommen sehen." "Ja, Frau Knaack, ich komm jetzt von der anderen Seite, ich hab noch einen Kunden in Reinbek besucht bei der Gelegenheit und an seinem Instrument ein paar Reparaturen gemacht. Da haben Sie leider in die falsche Richtung gekuckt. -- So: Wie machen wir das? Ich steh auf dem Parkplatz vor dem Hauseingang, und ich hab gesehen: Man kann den Fahrstuhl vergrößern. Haben Sie dem Hausmeister Bescheid gesagt?" "Oh Gott --" "Hhm", machte Tadziu. "-- das hab ich vergessen. Hoffentlich ist er an so einem schönen Sonntag zu Hause." "Wenn nicht, müssen wir das Cembalo die Treppen rauftragen. Aber auch das kriegen wir schon mit vereinten Kräften hin. Ich könnte schon einige kräftige junge Leute aus meiner Gemeinde herrufen", meinte Tadziu. "Und ich hab meinen Jungen zum Helfen mitgebracht, der wartet unten im Auto -- das schaffen wir schon irgendwie", sagte Herr Wegener. Zum Glück war aber der Hausmeister zu Hause. Er kam auch sofort, drohte aber gleich mit gespielt ernster Miene: "Sie wissen doch, Frau Knaack, die Hausordnung -- oder haben Sie die ...
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