1. Das Cembalo


    Datum: 30.05.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    weißt du auch: Die polnische Kurzform davon heißt Tadziu." "Dann auf dein Wohl, Tadziu!" "Und auf deins, Melanie! Und aufs Cembalo!" "Aufs Cembalo!" "Und noch eine vorsichtige Frage: Darf ich dann auch ab und zu darauf spielen?" "Natürlich, Tadziu." Auf der Fahrt nach Hamburg lästerte Tadeusz wieder über die Sexualmoral seiner Kirche: "Was soll ich den Jugendlichen meiner Gemeinde sagen, wenn sie fragen? Allgemeines, zwischenmenschliche Moral, das geht ja noch, aber die stellen auch ganz konkrete Fragen, und wenn ich nicht ihr Vertrauen verlieren will, muß ich darauf etwas sagen, nicht immer nur ,Enthaltsamkeit`. Von der Enthaltsamkeit kommen keine Kinder, die unser Volk ja so sehr wünscht." ",Seid fruchtbar und mehret euch`; da hab ich mich allerdings auch nicht dran gehalten." "Wer soll über dich oder andere Menschen richten? -- Jedenfalls seid ihr Protestanten auf dem Gebiet schon viel weiter als unsere Kirchenführer. Aber verlassen will ich meine Kirche trotzdem nicht -- und ich hoffe auf Reformen." "Da fällt mir ein: Hätten wir in Osnabrück nicht einen Besuch bei deinem Bischof machen sollen?" "Da bist du eine der wenigen, die wissen, daß der Hamburger Bischof jetzt, und schon seit Jahrhunderten, in Osnabrück sitzt. -- Nein, da muß man sich Tage vorher zur Audienz anmelden." "Und wo lebt eigentlich dein Bruder?" "In Hannover, ist da verheiratet, hat zwei Jungs, ist Professor an der TH und arbeitet in der katholischen Studentengemeinde mit. Er hat mit mir die ersten vier ...
    Semester Theologie studiert, dann zog es ihn aber doch zum Technischen. Religion und Naturwissenschaften -- heute ein heißes Thema." "Als katholischer Pfarrer hast du doch sicher eine Haushältersche?", fragte ich Tadeusz nach einer Pause. "Nein, eine solche hab ich nicht; ich brat meine Eier selber." Ich sah ihn ob diesem Ausdruck etwas verwundert von der Seite an, er sah zu mir und mußte lachen. "Nein, Melanie, ich meinte wirklich eßbare Hühnereier, nicht ,dat dridde part, darvan ik ên man gehêten ward`." "Du kennst den Reinke Vos?" "Ja, ich hab neben Theologie auch Germanistik studiert und mich besonders für das Niederdeutsche interessiert. Bei uns im Norden sind ja noch so viele solche Inschriften in den Kirchen -- und zur ,Haushälterschen`: So eine haben heute wohl nur noch die ganz Oberen, für unsereinen wäre das viel zu teuer, obwohl wir gegebenenfalls einen kleinen Zuschuß kriegen. -- Und dann das Gerede in der Nachbarschaft und in der Gemeinde. Nein, ich bin kein großer Fleischesser und mach eigentlich immer reihum Spiegel-, Rühr- und gekochte Eier." Weiter erzählte Tadeusz von seiner Arbeit mit den Jugendlichen seiner Gemeinde; von dieser Arbeit hatte mir Trudi schon viel Gutes berichtet. Die Zeit verging mit munterer Unterhaltung, auch über Politik, wie im Fluge, und schon stand ich vor dem Haus, in dem Tadeusz wohnte, und beim Abschied sagte ich noch zu ihm: "Du kommst doch nächsten Sonntag, wenn Herr Wegener das Cembalo bringt!?" "Wenn ich darf, Melanie, gern! Ich ...
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