1. London Calling 01


    Datum: 08.10.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    vorbei. Ihre Gewissensbisse waren ihr deutlich anzusehen. Ich war erst einmal viel zu aufgeregt, um gleich loszuschießen. Mit einer eigenartigen Faszination sah ich, wie sich das Schauspiel am Nebentisch mit zwei japanischen Touristen wiederholte. „Es tut mir leid." Ich sah Joelle unverwandt an. Sie hatte keine Schuld. Das war schließlich ihr Job. Und es war meine eigene Dummheit gewesen, nicht auf die gottverdammte Karte zu gucken. Was für ein Dreck. „Lass man, danke, dass du mich vor Schlägen bewahrt hast. War meine eigene Schuld. Wer so blöd ist, hat es auch verdient, abgezogen zu werden." Sie sah mich mitleidig an. „Halte dich von Schuppen wie diesem hier fern. Die sind hier alle so. Eine Live-Show gibt es nicht. Die Live-Show ist die Abzieherei." „Das hätte ich mir irgendwie ja auch denken können. Verdammt. Davon hätte ich locker zwei Wochen leben können. Aber mach dir keine Gedanken, ich bin von dieser Art des Amüsements auch nachhaltig kuriert." Sie seufzte. „Glaub nicht, dass mir das Spaß macht. Ich suche schon verzweifelt was anderes, normales. Aber sie zahlen halt sehr gut und es ist keine schwere Arbeit. Und wer mich anlangt, kriegt von Pete oder Norman auf's Maul." Ich nahm ihr die Geschichte wirklich nicht übel und wiederholte das auch noch einmal. Am Nebentisch gab es die Stunde der Wahrheit und zwei gelbe Gesichter wurden blass. Hätte ich vielleicht versuchen sollen, sie zu warnen? Ich schüttelte noch einmal den Kopf und stand auf. „Na, dann tschüss, Joelle. ...
    Viel Glück mit deiner Mucke, und ich hoffe, dass du es schaffst, aus diesem Drecksladen hier rauszukommen." Sie seufzte erneut und hielt meine Hand fest. „Du tust mir echt leid, normalerweise haben wir hier wirklich nur Touristen ... ich mag dich, Tom. Ehrlich. Ich fühl mich echt richtig schmutzig deswegen ..." „No hard feelings." Das meinte ich auch so. Noch einmal hinderte sie mich am gehen. „Pass auf, ich hab in einer Stunde Feierabend. Nicht weit von hier ist ein Pub, der sich Red Lion nennt. Dort kostet das Bier nur etwas mehr, als in Camden. Warte da auf mich. Ich geb dir was von meinem Anteil wieder, aber ich krieg das Geld erst am Ende meiner Schicht. Okay?" In einer Mischung aus gekränktem Stolz und einer Art „ich hab's doch nicht anders verdient" wollte ich erst ablehnen. Ihr Blick bekehrte mich aber sehr schnell. „Ich würd mich auch gerne noch weiter mit dir unterhalten, weißt du? Über Musik und so." Ich wurde aus ihr nicht so richtig schlau. Aber ich glaubte ihr. Und sie mochte mich wirklich. Das spürte ich deutlich. Auf mein Gefühl konnte ich mich meist verlassen. Meinen Verstand arbeitete da nicht immer so fehlerfrei. „Okay. Wenn du aber in einer Stunde nicht da bist, verpiss ich mich. Verarscht worden bin ich heute für meinen Geschmack jedenfalls genug." „Ehrlich. Ich werde da sein. Du wirst es nicht bereuen." Sie gab mir noch einen Kuss auf die Wange und begab sich seufzend zu dem nächsten Opfer, das gerade eingetreten war. Ich war froh, als ich aus dem Schuppen ...
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