1. Keiner von Vielen


    Datum: 13.09.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    wir uns in der Stadt zum Essen. Der Abend endete wie die Nacht im Obstgarten, ich sehnte mich danach, von ihm berührt zu werden, aber er blieb auf Distanz und diese Distanz verwirrte mich und zog mich gleichermaßen an. Verdammt, dachte ich, verdammt, verdammt, verdammt und alles in mir schrie danach, von ihm gekostet zu werden und von ihm zu kosten. In der Nacht, als ich allein in meinem Bett lag, träumte ich davon, wie es sein würde, sein könnte, und meine Finger versuchten vergeblich, mir Erleichterung oder Erlösung zu verschaffen. Am darauf folgenden Wochenende besuchten wir gemeinsam bei strahlendem Sonnenschein und azurblauem Himmel den städtischen Zoo. Ich habe lange vor dem Spiegel gestanden und im Kleiderschrank gewühlt, bis ich mich für das hellbeige, kurze Kleid entschieden hatte, durch dessen sanfte Transparenz die Konturen meiner zarten Wäsche hindurch leuchteten. Am Tag zuvor war ich rasch beim Friseur gewesen, hatte mir frische Stufen in das Haar schneiden lassen, die meine Locken zu neuem Leben erweckten. Heute, dachte ich, heute, verdammt, heute will ich endlich geküsst werden und Begierde und Verlangen pulsierten durch meine Adern und ließen mich vorfreudig die Riemchensandalen mit dem hohen, schmalen Absatz auswählen, in denen ich mir fürchterliche Blasen gelaufen hatte, bis ich mich noch immer ungeküsst von ihm vor meiner Haustüre verabschiedete. Er stieg grinsend in sein Auto, winkte kurz und war verschwunden und ich stieg, die Schuhe in der Hand, die ...
    Treppen zu meiner Wohnung empor, warf die Tür hinter mir zu, stellte mich vor den Spiegel und betrachtete mich kritisch. Liegt es an meinen kleinen Brüsten?, fragte ich mich. Oder habe ich die falsche Haarfarbe? Bin ich zu klein? Zu unrund? Zu wenig Kurven und Polster? Ich warf das Kleid achtlos in die Ecke und grübelte enttäuscht über die Gründe nach, die mich ihm scheinbar vollkommen reizlos machten. „Vielleicht ist er schwul. Oder impotent. Oder vielleicht hat er einen ganz kleinen Schwanz, einen Winzling. Einen krummen Winzling, einen hässlichen, krummen Winzling.", mutmaßte meine Freundin und lachte über ihre eigenen Einfälle Tränen. Ich tippte mir an die Stirn und bewarf sie mit den Sofakissen. „Quatsch, du redest Quatsch, nie bist du ernst, immer redest du nur Quatsch.", gab ich zurück. „Das ist doch kein Quatsch! Wenn er bis jetzt nicht geschnallt hast, dass du scharf auf ihn bist, dann ist mit dem doch etwas nicht in Ordnung.", behauptete sie. „Ach, hör auf, der steht einfach nicht auf klein, blond und schmal mit mickrigen Titten.", sagte ich und wechselte rasch das Thema. Insgeheim jedoch grübelte ich über ihre Worte nach. Schwul? Kann es sein, dass er schwul ist? Oder hat er wirklich ein Schwanzproblem? Verdammt, das darf alles nicht wahr sein, warum trifft er sich mit mir, wenn doch gar nichts von mir will? Jedes weitere Treffen verunsicherte mich mehr. Ich kleidete mich aufreizend, bewegte mich aufreizend, ließ keine Gelegenheit aus, ihn wie zufällig zu berühren. ...
«1...345...13»