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Keiner von Vielen
Datum: 13.09.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,
Augen. „Und warum nicht?", fragte ich ihn. „Lass´ uns ein Stück spazieren gehen.", bat er ohne meine Frage zu beantworten. Ich war verblüfft und warf meiner Freundin einen Hilfe suchenden Blick zu. Sie grinste breit, nickte mir verstohlen zu, drehte sich um und ließ mich einfach stehen. Ich suchte noch irritiert nach einer Entgegnung, als er mir schon den Becher aus der Hand nahm, im Gras abstellte, meinen Ellenbogen ergriff und mich, als hätte ich zugestimmt, von den Zelten fortführte. Wir gingen nebeneinander durch die Dunkelheit, verließen das eingezäunte Gelände des Obstgartens, schlenderten außen am Zaun entlang. Ich wartete darauf, dass er zur Sache kommen würde, denn deshalb, nur deshalb, hatte er mich ja wohl um diesen Spaziergang gebeten. Nichts geschah, er ging neben mir, dicht, aber nicht dicht genug, dass sich unsere Hände berühren würden, so sehr ich mich auch um eine zufällige Berührung bemühte. Ich wurde zunehmend verwirrter. Was wollte er? Was sollte das? Schließlich blieb ich stehen. „Und nun?", fragte ich ihn, „wir sind ein Stück gegangen und weiter?" Er lachte leise. „Nichts weiter." „Aha.", raunte ich und machte einen Schritt auf ihn zu und dann noch einen und noch einen, bis ich ihm so nah war, dass ich glaubte, seine Körperwärme zu spüren und seinen Atem zu hören. Er roch nach Holzfeuer, nach Sonnenmilch und, ganz schwach, nach Aftershave. Ich hob den Kopf, schaute zu ihm auf und mein Herz klopfte plötzlich heftig und schnell. Jetzt, dachte ich, jetzt ... wird er versuchen, mich zu küssen, aber er tat nichts dergleichen, er stand nur ruhig und regungslos vor mir und sah auf mich hinab und obwohl ich in der Dunkelheit, die nur von dem Lagerfeuer und den Lampions hinter dem Zaun erhellt wurde, sein Gesicht nicht deutlich erkennen konnte, ging mir sein Blick durch und durch und ich hoffte, wünschte mir, er würde mich endlich an sich ziehen, festhalten, berühren. „Komm.", sagte er jedoch nur, nahm wieder meinen Ellenbogen und dirigierte mich in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Er kehrte nicht zwischen die Zelte zurück, sondern setzte sich etwas abseits in das kühle Gras. Ich registrierte verwirrt, dass mich das Lachen und Gröhlen zwischen den Zelten nicht interessierte. Er war es, der mich interessierte, magisch anzog und mein Herz bis in den Hals schlagen ließ. Ich setzte mich schweigend neben ihn, so dicht, wie ich es wagte und er lächelte und bot mir eine Zigarette an. Wortlos saßen wir einfach nur da, lauschten dem Lärm der anderen, schauten in den Nachthimmel hinauf und atmeten den frischen Geruch des Grases, den Rauch des Lagerfeuers zwischen den Zelten und den Duft des Heus der umliegenden Wiesen ein. Nach einer Weile beruhigte sich mein Herzschlag, aber nicht meine Haut, sie brannte und prickelte und sehnte sich danach, von seinen Händen gewärmt zu werden. Die Morgendämmerung zog herauf und nichts dergleichen geschah. Wir verabredeten uns am nächsten Tag, bevor wir auseinander gingen und ein paar Tage später trafen ...