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Ein letztes Glas
Datum: 26.08.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,
Wert wirklicher und ehrlicher Komplimente, nicht nur um mir zu schmeicheln oder um meines Körpers willen. Daß ich selber wertvoll war und Respekt verdiente. Wir waren nun richtige Freunde, mehr noch, sehr gute Freunde geworden. Dafür mochte ich ihn. Der Lichtschein des Hotels schien schwach auf unsere Gesichter. Ich war sicher, wir dachten in dem Augenblick genau dasselbe. Ich haßte den Gedanken, nun in die Einsamkeit meines anonymen Hotelzimmers zu gehen. Ich war überzeugt, er wollte bei mir bleiben und diese letzten Minuten so lange wie möglich ausdehnen. Er wollte nicht gehen, nicht jetzt. Ich nahm an, daß er den Gedanken, nun auseinander zu gehen, genau wie ich nicht mochte. Wir hatten keine Lust, nun von einander Abschied zu nehmen. Etwas wie ein magisches Band hielt uns zusammen. Fühlten wir beide dieses Band? Das Geheimnis zweier Seelen, die sich zu einander hingezogen fühlten? Hielt uns etwas wie ein geheimnisvoller Zauber zusammen? Warum war es so schwer, es auszusprechen? Ich war traurig. Mein Flugzeug würde morgen gehen und mich weit weg bringen, sehr weit. Würde ich ihn jemals wieder sehen? Würde mich jemals wieder ein anderer Mann so behandeln, so wie er? Verflucht, warum mußte er verheiratet sein? Ich konnte nicht verhindern, daß meine Augen feucht wurden. Ich wollte ihm das nicht zeigen. Ich drehte meinen Kopf weg, zum Seitenfenster, als ob ich durch die blinde Scheibe schauen würde. Eine Träne wanderte über meine Wange und hinterließ eine Spur der Trauer. ... "Malena, warum weinst du? Habe ich irgend etwas falsch gemacht?" Natürlich hatte er meine Träne bemerkt. "Nein, hast du nicht," schluchzte ich. "Du hast alles richtig gemacht. Mach dir keine Gedanken." "Was ist dann mit dir los?" fragte er mich fast ängstlich. Ich schwieg. Verstehen denn Männer niemals? "Es ist so unfair," sagte ich endlich. "Was?" "Daß wir uns nun trennen müssen." Schweigend nickte er. Wieder verging die Zeit. Andere Leute kamen und gingen. Auf der nassen Straße fuhren Autos vorbei. Langsam gingen die Lichter aus. In der Ferne schlug eine Turmuhr. Ich zählte 12 Schläge. Mitternacht. "Es ist wirklich hart nun Abschied von dir zu nehmen," sagte er nachdenklich, "es ist wie wenn ein Teil von mir geht." Ich nickte. Ich streckte meine Hand nach ihm aus und fand seine. Ein letztes Mal wollte ich ihn fühlen, seine Kraft und seine Anwesenheit. Mein Herz klopfte. Was sollte ich tun? Ich hatte Angst, wieder unglücklich zu werden. Wie bei allen anderen Beziehungen, die ich vorher hatte. Was konnte ich tun, wie verhindern, nicht schon wieder enttäuscht zu werden? Ich drehte mich zu ihm und unsere Gesichter nährten sich. Ich zögerte, dann schloß ich die Augen und öffnete die Lippen, bot ihm meinen Mund an und erwartete seinen Abschiedskuß. Seine Hände berührten mein Gesicht, dann seine Lippen meine. Zuerst fast scheu und zärtlich, dann ungeduldig und heftiger. Unser freundschaftlicher Kuß wurde plötzlich leidenschaftlich. Unsere Zungenspitzen trafen sich, neckten, spielten ...