1. Hinter feindlichen Linien


    Datum: 12.08.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Anna betrachtete noch einmal das Dokument. Der Auftrag war klar.Sie musste die Unterlagen finden, koste es, was es wolle. Anna hob das Streichholz und beobachtete nachdenklich, wie das Dokument in Flammen aufging. Als die Hälfte brannte, lies sie es in den Papierkorb fallen und drehte sich zum Fenster. Nachdenklich sah sie auf die erleuchtete Stadt hinaus und schüttelte den Kopf. Paris hatte sich verändert.Es war nicht mehr die Stadt, die sie kennen und lieben gelernt hatte. Wenn man tagsüber durch die Gassen ging, war kein lautes Lachen mehr zu hören. Und wenn man abends in die Clubs ging, war man umgeben von Soldaten und Denunzianten. Nein, der Schatten des Krieges hatte selbst der schönsten Stadt der Welt das Leben ausgehaucht. Und überall herrschte Angst, schreckliche Angst. Angst, denunziert zu werden. Angst, dass Kinder, Mütter und Brüder plötzlich verhaftet werden und einfach verschwinden würden. Die Angst war wie eine Krankheit, die in jedem Stadtteil von Pairs ausgebrochen war. Anna seufzte leise auf und wischte sich eine Träne aus den Augen. Dann ging sie zurück zum Bett und sah auf ihre Uhr. 8:13 Noch eine halbe Stunde. Gelangweilt zog sie eine alte Zeitung hervor, überflog desinteressiert die Titelseite, bis ihr Blick auf das Datum fiel.12.1.1944Paris war nun seit beinahe 4 Jahren in der Hand der Deutschen und die Besatzung hatte das Leben der Einwohner zur Hölle gemacht. Als Paris gefallen war, hatte Frankreich seine Seele verloren und man spürte es, selbst ...
    wenn man ein Fremder war. Annas Blick fiel auf die Schlagzeilen.Die Deutsche Armee drängt die Russen immer weiter zurück und der Sieg ist nahe. Fassungslos schüttelte sie ihren schönen Kopf und warf die Zeitung unwillig in den Papierkorb.Lügen und Propaganda waren das. Nichts weiter. Reiter hatte ihr erst vor wenigen Tagen in einem geheimen Telefonat erzählt, dass die russische Armee in wenigen Tagen versuchen würde, die deutsche Belagerung Leningrads zu durchbrechen. Und nach ihren Informationen sah es für die deutsche Armee sehr düster aus. Außerdem hatte der deutsche Geheimdienst nicht die geringste Ahnung, wo die Alliierten landen würden. Operation Neptune war weiterhin absolut geheim. Aber all das, die Planungen und die Geheimnisse, die Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten, der Krieg und das Leid, es würde alles bald sein Ende finden. Und sie war ein kleines Rad in dem unaufhaltsamen Feldzug der Alliierten zur Befreiung Europas. Und plötzlich sah Anna wieder das bärtige Gesicht ihres Vorgesetzten Thomas Reiter, dem Chef des Target Intelligence Committees (TICOM), vor sich. Und sie hörte seine letzten Worte, die er vor ihrer Abreise an sie gerichtet hatte. Die letzten Worte, bevor er sie nach Europa geschickt hatte. „Anna, wie lange haben wir dich ausgebildet?". „6 Jahre Sir". „Und wie alt bist du heute?" „26 Jahre Sir". Dann hatte er eine kurze Pause gemacht und sie eindringlich angesehen. „Bist du bereit, für dein Vaterland deine Pflicht zu tun?". Und Anna hatte keine ...
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