1. London Calling 07


    Datum: 11.10.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    ihre eigenen Ideen umzusetzen. Andrea roch den Braten in letzter Minute. Sie wollten die Firma gar nicht retten. Sie wollten sie aufbrechen und in Teilen verscherbeln, um einen schnellen Gewinn zu machen. Dabei hatten sie aber wohl nur die Hälfte unserer Probleme präsentiert bekommen. Es kam zum Eklat und die Amis verschwanden wieder. Sie hatte noch ein letztes Eisen im Feuer. Einer unserer Lieferanten aus Taiwan war durch unsere Firma erst groß geworden. Er fühlte sich Andrea verpflichtet und unser Chefdesigner, der ein besonders gutes Verhältnis zu ihm hatte, überredete ihn schließlich, Teilhaber zu werden und Geld in die Firma zu pumpen. Es war ein Aufschub, keine Rettung, das war allen, die so einen tiefen Einblick in unsere Finanzen hatten wie ich, natürlich sofort klar. Andrea war nun völlig außer Kontrolle. Sie feuerte jeden, der ihr widersprach und bald traute sich außer mir in unseren Krisensitzungen, in die ich jetzt immer öfter einbezogen wurde, niemand mehr den Mund aufzumachen und ihr mal ein bisschen Realität vor Augen zu führen. Sie tobte manchmal, aber klammheimlich akzeptierte sie meine „Neins" und „Geht nicht". Was mich insbesondere bei der Finanzabteilung, die nun als Auflage unseres neuen Teilhabers Unterstützung von Anderson Consulting bekam, zum Helden machte. Mir war die ganze Sache eher zuwider. Ich war völlig überarbeitet, denn wir hatten einen Einstellungsstopp und mussten die Tätigkeiten und das Arbeitsvolumen der Ausgeschiedenen übernehmen. Ich ...
    konnte nicht einmal mehr am Wochenende auf Partys, weil ich entweder arbeitete oder regenerierte. Stefanie ging, nicht, weil es ihr in der Firma zu schlimm wurde, sondern weil sie sich zu einem Kunststudium entschlossen hatte und vor Beginn der Uni noch eine paar freie Wochen mit ihrem neuen Freund haben wollte. Als Andrea dann Christine nach einem heftigen Streit feuerte, schrieb auch ich meine Kündigung. Das war keine versetzte Solidaritätsbekundung, sondern nur der Anlass, der das Fass bei mir zum Überlaufen brachte. Was mich viel mehr bedrückte, war die Tatsache, dass wir nicht nur große Produzenten in Asien, sondern auch eine Vielzahl von kleinen englischen Krauterfirmen mit uns in den Ruin trieben. Ich musste auch diese anrufen, um Ware ohne Zahlung zu besorgen und kriegte bei einem im Besonderen, die Situation seiner Firma geschildert. Wir waren sein größter Kunde und er wusste schon nicht einmal mehr, wie er seine zwanzig Beschäftigten am Monatsende bezahlen sollte. Also meinte ich nur: „Habe ich das also richtig verstanden, es gibt für uns keine Möglichkeit die Artikel zu bekommen, es sei denn wir machen eine größere Abschlagszahlung?" „Wie? Oh ... ja ... das hast du dann ganz richtig verstanden." „Tja, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als unsere Finanzabteilung davon zu informieren, dass sie sofort eine Überweisung in die Wege leitet." Der Mann bedankte sich vielmals, auch als ich ihm sagte, dass es immer von guten Geschäftssinn zeugte, wenn man nicht sein ganzes ...