1. London Calling 07


    Datum: 11.10.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Weil wir so viele Leute nicht in unserem Büro beherbergen konnten, wurden wir in das Hauptgebäude verlagert, wo ich dann in den Pausen und zum Rauchen mit Markus und Andy abhängen konnte. Im Lager gab es einen Skandal, weil ein Engländer, der für Retouren verantwortlich gewesen war, in großem Stil abgezogen hatte und dabei erwischt worden war. Auch unsere „Picker", also die Leute, die die Bestellungen in den endlosen Regalen zusammenstellten, wurden nun regelmäßige, aber unangekündigte Durchsuchungen unterzogen, da sich einige wohl bedienten. Es kam zu zwei weiteren Entlassungen. Unsere Chefin war sauer und ordnete weitergehende Untersuchungen an, die unser Qualitätsmanager leitete. Susan, die mittlerweile zur Managerin der Bestellannahme aufgestiegen war, nahm mich eines Tages zur Seite und teilte mir mit, dass auch ich in Unterschlagungsverdacht geraten war. Hintergrund war, dass ich mit der noch verbleibenden PR-Abteilung in München in regem Kontakt stand und deren Anforderungen für Presse-Events und andere PR-Aktionen verpacken ließ und verschickte. In der Atmosphäre allgemeinen Misstrauens hielt der Qualitätsmanager vor allem die Mengen, die dabei nach Deutschland gingen, für nicht koscher. Ich empfand das als einen Schlag ins Gesicht. Natürlich war mir nicht klar, was die in München mit dem Zeug alles anstellten, aber ich hatte nichts weiter getan, als meinem Job entsprechend die eingehenden Aufträge auszuführen. Die Untersuchungen waren auch ergebnislos, aber allein ...
    schon von dem ansonsten so jovial wirkenden Manager, der mir mit kindlichem Stolz einige Male seine Maschinen und Gerätschaften erklärt hatte, verdächtigt worden zu sein, ging mir mächtig unter die Haut. Beleidigt nahm ich erst einmal zwei Wochen alten Urlaub, den ich noch vom Vorjahr mit rüber geschleppt hatte, weil ich es der Firma nicht hatte zumuten wollen, ohne mich auskommen zu müssen. Auch jetzt war der Moment nicht günstig, aber ich wollte nicht jeden Tag in das Getuschel zurückkehren, sondern das Ende der Unternehmungen sozusagen zu Hause aussitzen. Gleich am zweiten Abend schmiss ich eine halbe Pille, die ich noch vom Wochenende zurückbehalten hatte und versuchte mich mit Musik abzulenken. Das gelang mir aber nicht. Unruhig ging ich in unser gemeinsames Wohnzimmer. Unsere Ärztin war bei ihrem Freund und auch Markus und Peter waren auf Achse, nur Agnes, die blonde und etwas mollige Kollegin saß auf dem Sofa im Wohnzimmer. Mit ihr war ich nie besonders warm geworden, sie hatte mit Musik und Drogen nichts am Hut und war irgendwie auch sehr eigenartig, zumindest empfand ich das so. Am Anfang war sie auch manchmal zum Trinken weggegangen, seit einiger Zeit hing sie aber nur noch abends zuhause ab und beschwerte sich, dass sie keinen Mann abbekam. Auch an diesem frühen Abend, wo wir „Friends", ihre Lieblingsserie, zusammen schauten, klagte sie wieder ihr schreckliches Leid. Angeschlagen und durcheinander wie ich war, rückte ich ihr auf die Pelle und bot ihr Abhilfe an. ...
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