1. Die Stille


    Datum: 11.10.2016, Kategorien: Verführung,

    einfach machten, was sie wollten?" Aber irgendwie machte sie trotzdem, was sie wollte, nur dass sie nicht meinen, sondern ihren eigenen Mittelfinger in den Mund steckte. Ganz langsam ließ sie ihn zwischen ihren frisch bemalten Lippen verschwinden, die wieder ein verführerisches "O" geformt hatten, bewegte ihn ein bisschen hin und her und zog ihn dann ebenso langsam wieder heraus. Sie betrachtete den verschmierten Lippenstift darauf und glitt mit ihrer Zunge von unten nach oben daran entlang. Dann betrachtete sie ihren ausgestreckten Mittelfinger versonnen. "So was, jetzt ist er ganz steif geworden", raunte sie mir mit Augenaufschlag zu. Sie hatte Recht, das war er. Ich spürte mein Erröten. Wie beiläufig nahm ich ein Buch (Die Entdeckung des Schweigens: Vom Glück der Stille in einer Welt, die den Mund nicht mehr hält) aus meiner Tasche, gab kurz vor, darin zu lesen und legte es so unauffällig wie möglich auf meinen Schoß. "Entschuldigung", sagte sie. "Wofür?" "Dass ich Ihre Stille und damit Ihr Glück gestört habe." "Sie müssen sich nicht entschuldigen. Mein Glück wird durch ganz andere Dinge gestört." Am Morgen hatte ich mit dem festen Entschluss das Kloster verlassen, in meinem Leben Ordnung zu machen und mich zu finden. Jetzt wollte ich mich nicht finden, sondern verlieren. In den Armen dieser Rothaarigen, und nicht nur in ihren Armen. Ich wollte ihr Haar riechen, ihren Hals schmecken, ihre weichen Brüste fühlen. Für den Anfang. Später dann wollte ich ihr sanft die Beine ...
    auseinanderdrücken und die Innenseiten ihrer Oberschenkel streicheln. Meine Hand auf ihrer Scham ruhen lassen, ohne sie zu bewegen. Nur leicht dagegen drücken und genießen, wie sie langsam feucht wurde und zu beben begann. Irgendwann dann wollte ein Finger mutiger werden und in sie eindringen, nass und glitschig. Dabei wollte ich ihr in die Augen schauen und ihrem Blick standhalten. Vielleicht war es Feigheit, vielleicht Vernunft, auf jeden Fall ließ ich es beim letzten bewenden. Ich schaute ihr in die Augen. "Glück wird sowieso überbewertet", unterbrach sie mein Wollen, "zumindest das individuelle." Das kollektive Glück und philosophische Diskurse darüber waren mir im Moment ziemlich egal. Ich wollte diese Frau gerne glücklich machen. Und mich. Einmal, zweimal wichen ihre Augen meinem Blick aus, beim dritten Mal blieben sie an ihm hängen. Ihre Pupillen weiteten sich und ihre Regenbogenhaut schien zu flackern. Wir schauten und schwiegen, ich jedenfalls länger als sie. "Ich kann Gedanken lesen", sagte sie leise. "Das glaube ich nicht", antwortete ich noch leiser. "Warum nicht?" "Weil Sie nicht erröten." "Um mich zum Erröten zu bringen, müssten Ihre Gedanken schon ein bisschen schmutziger sein." Ihre Stimme und ihr Lächeln hatten sich jetzt so verändert, dass es mir ohnehin schwer gefallen wäre, an etwas weniger Schmutziges zu denken. Ich fixierte weiter ihre Augen, obwohl ich zu gern auf ihre Brüste oder ihre Schenkel geschaut hätte. "Was finden Sie denn schmutzig?" "Meine ...
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