1. Walpurgisnacht 01


    Datum: 10.10.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    er nie. Es war nicht seine Entscheidung gewesen, dem Professor als Assistenten zu dienen, sein Vater hatte für ihn entschieden. Nie wäre Haribald auf die Idee gekommen, sein geliebtes Stettin, seine Freunde und die vielen Mädchen, die nur allzu bereitwillig die Beine für ihr spreizten, einzutauschen gegen ein unstetes Leben auf Reise, bergauf und talab dem Professor seine Taschen hinterhertragend, immer auf der Suche nach Beweisen und Belegen, um die sich die Mission des Alten drehte. In Stettin waren seine Freunde, bei denen er sonntags in der Spinnstube saß und sich mit dem billigen Bier des Oderwirtes am Heumarkt den Nachmittag schön trank. Stettin, das waren die heimlichen Treffen in Scheunen, auf Dachböden und in Bierkellern mit Margareth, Kathrin, Agnes und all den anderen prallen Körpern, die sich nach seinem langen Degen sehnten und der Hoffnung, ein reicher Kaufmannssohn würde mehr von einer Magd wollen als pralle Brüste und feste Schenkel, als eine feuchte Möse und ein enges Hinterloch, in das Haribald besonders gerne mit Hilfe von feinstem Olivenöl eindrang. Stettin, die engen Gassen und das Haff, war seine Heimat, und alles, was Haribald gewollt hatte, war eine Ausbildung als Bierbrauer. Vier Mal bereits hatte Haribald das Werk des Doktor Knaust ‚Die Fünf Bücher von der göttlichen und edlen Gabe, der philosophisch hochwertigen und wunderbaren Kunst, Bier zu brauen' gelesen und verinnerlicht. Das Reinheitsgebot war sein Gesetzbuch; die Bahn der Gestirne ...
    interessierte ihn ebensowenig wie der andere Unsinn, mit dem ihn Professor Bechstein jeden Abend mästete. „Hättest du besser auf das Pferd achtgegeben, könntest du jetzt neben mir sitzen.“ „Ja, Professor.“ „Na, eine Lehre für das nächste Mal.“ „Man vertraut eben keinem Mann mit eingeschlitztem Ohr sein Pferd an...“, murmelte Haribald leise. „Man vertraut eben keinem Mann mit eingeschlitztem Ohr sein Pferd an...“, sagte Professor Bechstein und hob dabei den Zeigefinger. Ein Schmetterling fing seinen Blick, wurde jedoch abrupt abgelenkt durch ein langgestrecktes Heulen. Bechstein runzelte die Stirn, Haribald verlangsamte seinen Schritt und brachte die Kutsche rumpelnd zum Stehen. „Hört Ihr, Professor? Ein Wolf!“ „Das ist unmöglich, weil viel zu früh, denn die Tiere sind, was sind sie, Haribald, was sind sie? Dämmerungsaktiv“, winkte der Professor ab und suchte nach dem verschwundenen Schmetterling. „Und jetzt weiter, Haribald, wir wollen am Nachmittag in Thale sein.“ Haribald nahm die Griffe ein wenig fester in die Hand, trat an und zog die einachsige Kutsche weiter über den schlammigen Weg durch den Wald. Das Grün der Bäume empfand der Junge als erdrückend, das Zwitschern der Vögel als bedrohlich. Marktschreier und enge Gassen waren ihm tausendmal lieber als Wolfsgeheul und Hohlwege. Ab und zu wich Haribald einem wassergefüllten Schlagloch aus, denn er kannte diese Löcher, in denen sich die Lichtstrahlen brachen, als heimtückisch knietief. Schatten am Wegesrand, Bruchholz und dahinter ...
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