1. Walpurgisnacht 01


    Datum: 10.10.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Karten zwischen den Fingern knattern. „Ich bin Wissenschaftler an der Universität Greifswald, von Stettin aus unterwegs auf einer Forschungsreise mit meinem Assistenten und Schüler Haribald hier.“ Haribald lächelte zaghaft. Das Gespräch hatte ihm gerade noch gefehlt. Jeder Satz hielt ihn länger von seinem verdienten Bier ab. „Und Ihr sucht also den Menschen?“, fragte der Hagere mit der Adlernase. Bechstein kratzte sich am Hinterkopf. „Nun, ich untersuche ihn, um genau zu sein.“ „Ihr untersucht ihn. Erzählt uns mehr. Was genau untersucht Ihr?“ „Das Thema ist sehr komplex und ich stehe erst in der Mitte meiner Studien. Falls Ihr gestattet, möchte ich vorerst soviel verraten: es geht um Grundlagenforschung.“ „Verratet mir wenigstens, warum Ihr dazu gerade in unser verschlafenes Nest kommt“, sagte der Blonde. „Es ist vor allem die Lage.“ Bechstein drehte seine Mütze zwischen den Händen, machte einen weiteren Schritt in den Schankraum und sah zu Boden. Müsste mal gewischt werden, dachte er, bevor er den Kopf hob. „Die Lage? Wovon genau sprecht Ihr, in Gottes Namen? Setzt Euch und erzählt“, forderte der Hagere. Der Dicke und der Blonde nickten, der Kräftige kniff kritisch die Augen zusammen. Bechstein drehte sich um zu Haribald, der die Augen verdrehend an der Theke stand. Der Wirt neben ihm verzog keine Miene. Mit einem breiten Lächeln wandte sich der Professor wieder den Männern zu. „Vielleicht ein anderes Mal. Die Reise hat mich sehr erschöpft, und mein Assistent hat noch eine ...
    Lektion zu lernen. Ich würde Euch gerne später ein paar Fragen stellen. Mit wem hatte ich die Ehre?“ „Mein Name ist Peter Solberg, Ratsherr von Blankenburg“, sagte der Bärtige. „Das ist Richard Dülmen, der Bürgermeister, und dort seht Ihr Burkhard Widmann, unseren Stadtkämmerer, daneben Claus Nowak, Ratsherr und Vorsitzender der Handwerkerinnung. Wie ist Euer Name?“ „Ludwig Bechstein. Sehr erfreut.“ Er machte eine kleine Verbeugung. Die vier Männer neigten ihre Köpfe ebenfalls. „Es würde uns sehr gefallen, wenn Ihr uns mehr über Eure Arbeit erzähltet. Vielleicht führt Euch morgen Euer Weg ins Rathaus.“ Bechstein dankte. Der Wirt ging voran in den ersten Stock. Haribald kämpfte sich schimpfend mit dem Gepäck hinterher. In der zweiten Etage, direkt unter dem Dach, öffnete der Wirt eine schmale Tür zu einem engen Zimmer. Ein Fenster führte hinaus zur Straße. In einer Ecke des Raumes stand ein zweites, kleineres Bett. „Das Beste im Haus. Und das einzige mit zwei Betten.“ „Ich hoffe, es ist nicht zu hart.“, klagte Haribald. Ächzend setzte er das Gepäck ab. „Ich habe es mit dem Rücken.“ „Haribald, hör auf, dich zu beschweren“, forderte Bechstein. „Du hörst dich schon an wie mein letzter Assistent, der Alfred. Der Weg zu Wissen und Weisheit ist dornig.“ Bechstein gab dem Wirt eine Bestellung für das Abendessen mit, schloss die Tür. Haribald setzte sich prüfend auf sein Bett, sein Meister ging Hände reibend durch das Zimmer. Er hatte sein Barett achtlos auf den Nachttisch geworfen, ...
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