1. Hotel


    Datum: 07.10.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Klickklack, es wendet sich nach links, zu den blankpolierten Tischen in der Sitzecke. „High Heels", murmele ich leise vor mich hin. Nein, ich trage keine High Heels, ich trage halbhohe Stiefeletten zu einer Jeans, darüber ein kurzes weißes Hemdchen unter einer taillierten Wildleckerjacke und einem zartgemusterten Seidenschal. Bloß nicht overdressed, bloß nicht nuttig, bloß nicht wie eine läufige Hündin wirken. Eine Bewegung hinter mir, jemand streift ganz zart über meinen Rücken, geht an mir vorbei. Ich drehe mich halb um, folge mit den Augen einem dunklen Haarschopf, der sich drei Barhocker von mir entfernt niederlässt. Ich schlucke schwer, er ist es. Meine Hände beginnen zu zittern, die Knie ebenfalls, mein Mund wird trocken, ich fröstele vor Aufregung und gleichzeitig schießt mir Wärme in die Wangen. Er beachtet mich nicht, redet mit dem Barkeeper, kramt in seinen Jackentaschen. Ich senke den Kopf, warte darauf, dass sich mein Herzschlag beruhigt, sich mein Atem normalisiert. Der Barkeeper schiebt mir ein halbgefülltes Glas zu. Ich schaue fragend auf, dann verstehe ich. Ich nehme das Glas und schaue zu ihm hinüber, er prostet mir zu, ein leises Lächeln in den Mundwinkeln. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit brennt in meiner Kehle, Whiskey, ich kenne mich mit Whiskey nicht aus, genieße aber die Wärme, die mich fast sofort durchströmt. Wir starren uns an, mustern uns, begutachten uns, mit jedem Schluck wird mir wärmer und mein Kopf wird leichter. Als er grinst, lache ich ...
    leise und grinse zurück. Ich fühle das ein vertrautes Kribbeln in mir aufsteigen und mein Atem legt schon wieder eine schnellere Gangart ein. Ich ziehe die Unterlippe zwischen die Zähne und beiße zu, Schmerz durchschießt mich und wischt mir das Grinsen aus dem Gesicht. Er starrt mich durchdringend an, nickt fast unmerklich. Ich rutsche vom Barhocker, bewege mich Richtung Tür, gehe dicht an ihm vorbei ohne ihn anzusehen. Vor der Bar zögere ich einen Moment, atme tief durch, versuche Ordnung in meine sich heftig überschlagenden Gedanken zu bringen. Diese Augen, dieses Grinsen; ich war mir sicher, darauf vorbereitet zu sein, was für ein Irrglaube. An der Wand gegenüber hängt ein gerahmtes Bild, ein Foto, die Außenansicht des Hotels. Mein Gesicht spiegelt sich in dem Glas. Bin ich das? Bin das wirklich ich, die hier steht, mit weichen Knien, Schmetterlingen im Bauch und unnatürlich fliegendem Atem? Ich streiche mir das Haar aus dem Gesicht, schaue mir selbst in die Augen, lächle mich vorsichtig an und als mein Spiegelbild zurückgrinst, schiebt sich meine Hand zittrig, heimlich und verstohlen in die hintere Hosentasche und zieht die Magnetkarte zur Tür des Hotelzimmers heraus. Auf dem Weg nach oben verlaufe ich mich erneut, lande wieder bei den viel zu hohen Zimmernummern. Ich gehe kopfschüttelnd an die verflixte Abzweigung zurück und bleibe einen Moment an einem der Fenster stehen, lehne die viel zu warme Stirn dagegen. Die Kühle tut gut, ich schließe die Augen, halte die Luft an, ...
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