1. Nóstimon Hêmar


    Datum: 19.05.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    von der Art, wo ich mich nur mühsam auf meinen Dienst und das allernötigste Einkaufen konzentrieren konnte. Eine Einladung von meiner Mutter zu einem Kaffee mit Tante Klara konnte ich abwimmeln. Am Freitag kam ich gerade noch rechtzeitig zu dem Konzert und sah gleich: kein weißer Mercedes auf dem Parkplatz. Hatte mich Herr Schröder schon bei der zweiten Verabredung hängen lassen? Nein, er hatte nicht! Er wartete hinter dem Eingang auf mich, und während wir einen Platz suchten und uns setzten, erklärte er mir: "Ich bin heute mit meinen kleinen Auto hier, der große ist ein Firmenwagen, den ich auch privat nutzen darf, aber deswegen muß ich jeden Kilometer aufschreiben -- nicht gerade ,Treffen mit Frau Knaack`, aber trotzdem. Außerdem ist der kleine leichter zu parken." Bei den letzten Worten begann schon die Musik, eine Aufführung der Kunst der Fuge mit verschiedenen Instrumenten und Gruppierungen: Cembalo oder Orgel solo, Streichquartett, auch einige Fugen gemischt mit Cembalo und Orgel, je zwei Stimmen auf jedem Instrument. Wie immer, wenn ich gute Musik höre, besonders Bach, kamen mir die Tränen, vor allem im Choral "Wenn wir in höchsten Nöten sein", der meist nach der unvollendeten letzten Fuge gespielt wird, obwohl er eigentlich nicht zur Kunst der Fuge gehört. Beim zweiten Mal, als Herr Schröder das merkte, nahm er zart meine Hand in seine. Nach dem Konzert fragte Herr Schröder: "Setzen wir uns noch etwas zusammen, zum Beispiel bei Remmel?" "Ja, sehr schön -- Sie wissen, ...
    wo das ist?" "Ja, natürlich! Wir treffen uns dann gleich da auf dem Parkplatz." Bei Remmel bestellten wir uns etwas Leichtes zum Essen und sprachen über das Konzert. Uns beiden hatte die Kombination des Cembalos mit der Orgel nicht gut gefallen, denn die Orgel übertönte das Cembalo völlig, so daß man eigentlich nur zwei Stimmen hörte: den Alt und den Baß, was ja dann sehr unvollständig klingt. "Ihnen geht diese Musik sehr nahe", fragte Herr Schröder schließlich. "Ja, seit ich zum ersten Mal den Klavierauszug der Kunst der Fuge entziffert habe, kommen mir bei diesem letzten Werk noch immer die Tränen. Und da ist noch etwas: Als mein Vater gestorben ist, hab ich mich mit unserem Pastor gestritten: Ich wollte unbedingt, daß dieser letzte Choral gesungen wird, und zwar mit dem anderen Text: "Vor deinen Thron tret ich hiermit", aber der Pastor sagte, das gehe nicht, das Lied stehe nicht mehr im Gesangbuch. Ich hab mich aber durchgesetzt, hatte auch den Organisten auf meiner Seite, und so haben wir auf der Beerdigung dieses Lied gesungen, und der Organist hat dieses Choralvorspiel gespielt. Es paßt ja auch hierher, denn Bach hat es auch in seinen letzten Tagen komponiert." "Das ist eine schöne Idee, auf die Sie da gekommen sind -- darauf hätte ich bei der Beerdigung meiner Frau auch kommen können." "Haben Sie in jedem Fall Dank, daß Sie mir die Hand gehalten haben", und ich fuhr in dieser weichen Stimmung fort: "Sie sind zwar der etwas ältere, aber ich bin eine Frau -- wollen wir ...
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