1. Ausgeliefert


    Datum: 17.02.2017, Kategorien: BDSM,

    Sie sieht sich nackt und schweißüberströmt auf der Sitzbank hocken. Wenige Minuten später spürte sie wie jemand sich am Mobil zu schaffen hatte. Es schwankte plötzlich, jemand kletterte aufs Dach. Mit klopfenden Herzen blickte sie nach oben. Durch das Schiebedach fielen Sonnenstrahlen und plötzlich stand er in diesem Licht. Groß, breitbeinig, aufrecht -- ohne eine Regung im Gesicht sah er einfach nur auf sie herunter. Sie -- klein, nackt und gebannt von dieser Symbolik. Nie war er schöner für sie als in diesem Augenblick. „Ich oben, du unten." „Wir bewegen uns auf verschiedenen Straßenseiten." Manchmal haben solche Aussagen sie regelrecht aufgeregt. Und ihre sonst eher dominante Art machte es ihr schwer, dem widerspruchslos zu folgen. Aber der Sog, der von ihm ausging, diese Anziehungskraft die gerade sein selbstverständliches Überlegenheitsverständnis ausmachte, dem konnte sie sich nicht entziehen. Ihr wurden die Knie weich und das Herz weit von diesem Anblick. Ein merkwürdiges Gefühl, das sie oft befiel in seiner Gegenwart. Ein Kribbeln, das unter die Kopfhaut ging. Daran erinnerte sich Johanna, während sie immer noch wartete. Inzwischen war mehr als eine Stunde vergangen. Verdammt, es reicht! Dachte sie, während sie Staubwolken mit ihren Füßen aufwirbelte. Mich hier einfach so stehen zu lassen! Ich muss bescheuert sein, mich überhaupt darauf einzulassen! Anstatt mit dem nächsten Zug nach Hause zu fahren. Ich muss doch nicht hier sein. Ich kann gehen. Ich muss diese Strafe ...
    nicht annehmen. Ich kann „Nein" sagen. Überhaupt muss ich mich ganz und gar nicht so schuldig fühlen! Was habe ich denn schon verbrochen? So ein bisschen ihm nachspioniert! Und wie wir sehen nicht grundlos. Auf der Suche nach einer Beziehung, die über eine Spielbeziehung hinausgeht! Verdammt! Noch immer spürt Johanna dieses Ziehen im Bauch, wenn sie auch nur daran denkt. Hätte sie doch nie dieses verdammte Profil im Internet gefunden! Warum? Fragt sie sich: Warum stellst du nicht einfach die Frage, die du wirklich stellen willst? Jetzt bedauert sie es nicht rauchen zu dürfen. Weil ich nicht kann, antwortet sie. Außerdem kenne ich die Antwort. Er würde sagen: Das geht dich nichts an. Ich muss mich dir gegenüber nicht erklären. Nein Johanna, sagt ihre innere Stimme. Du weißt ganz genau, dass du gehen müsstest, wenn er dir antworten würde. Du hast doch vor nichts mehr Angst als vor dieser Antwort. Darum stehst du hier. Damit du diese Frage nicht stellen musst. Darum sagst du nicht „Nein", weil du die Wahrheit nicht aushalten kannst. Darum fühlst du dich schuldig. Weil du dabei bist, die scheinbar heile Welt zu zerstören. Und weil du möchtest, dass sie heil bleibt und alles Scheinbare daraus verschwindet. Für einen Augenblick steht sie ganz starr. Die Erkenntnis lauert hinter ihren Gedanken. Sie kneift die Augen zusammen und schluckt hart an dem Speichel, der sich in ihrem Mund sammelt. Bitter. Bitter wie Galle. In ihrer Tasche kramt sie nach der Wasserflasche, sieht auf die Uhr ...
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