1. Ich Wünschte...


    Datum: 31.01.2017, Kategorien: BDSM,

    ohne mir Gedanken darüber zu machen, welche Informationen ich erhielt. Ich bemerkte die Bands auf ihren T-Shirts, ich las die mit Edding gekritzelten Nachrichten auf ihrem schweren Bundeswehrrucksack und versuchte mir ein Bild zu machen. Es waren einfach Facetten, die ich wahrnahm. Unverbundene Beobachtungen. Ich sah nur und fand. Sie strahlte eine Souveränität aus, die ungewöhnlich war. In ihrer Clique war sie die unangefochtene Anführerin. Sie war kühl und zurückhaltend, und doch bestimmte sie. Andere mochten lauter sein, aber sie schien den Ton anzugeben. Alpha-Mädchen nannte man das wohl neuerdings. Zuerst glaubte ich, dass ihre Distanziertheit gespielt war, dass sie damit irgendeine jugendliche Unsicherheit zu kaschieren suchte. Ihre ganze Erscheinung, dieser Gothic-Look, diese schwarz gefärbten Haare, die schwarzen Klamotten. Es schien alles zu klischeehaft. Es waren diese Dinge, die mir an ihr auffielen. Dann bemerkte ich aber an der Art, wie sie mich ansah, dass sie mich ebenso beobachtete wie ich sie. Ich wusste nicht, was sie dazu gebracht hatte, wie sie auf mich aufmerksam geworden war, aber es war nicht zu leugnen. Wenn wir uns im Gang sahen und unsere Blicke sich trafen, dann waren das keine zufälligen Blickwechsel. Ich spürte, dass ihre Augen und meine sich etwas sagten. Ich bemühte mich um einen unbeteiligten Ausdruck, versuchte, durch sie hindurch zu schauen, mir nichts anmerken zu lassen. Als ich mir dessen bewusst wurde, wurden mir unsere Begegnungen ...
    unangenehm. Es war jetzt so, als sähe man jemanden, den man nicht mehr kennen wollte, oder bei dem man sich nicht mehr sicher war, ob man ihn kennen sollte. Diese Art von unangenehmer Begegnung eben. Ich versuchte mir auch dies nicht anmerken zu lassen. Ging es ihr ähnlich? In ihrem Verhalten war dafür kein Anzeichen zu finden. Es war an diesem Dienstag. Ich hatte Pausenaufsicht, eine ungeliebte Aufgabe. Ich sah, wie eine Kollegin ein paar Schülerinnen in die Raucherzone scheuchen musste. Sie war auch darunter. Ich ging zu meiner Kollegin, weil ich einerseits nichts Besseres zu tun hatte und andererseits auf der Suche nach einem Gespräch war. „Wer ist denn die Schwarzhaarige da?" „Das ist Liz. Eigentlich Lisa. Wagner. Aus der 13. Warum fragst du?" „Ich hatte letztens Ärger mit ihr im Gang." „Das kann ich mir vorstellen. Die ist eigentlich ganz fit. Pfiffig. Hat kluge Gedanken. Aber in der letzten Zeit lässt sie es in der Schule schleifen und muckt gegen alles und alle auf." Seufzen. „Was will man machen? So sind sie halt in diesem Alter." Ich nickte und überhörte das generalisierende Statement. Ich bemerkte, dass sie mich ansah. Liz. Aus circa 30 Metern Entfernung, quer über den Schulhof. Schon wieder mit diesem spöttischen Lächeln. Als hätte sie mit einem sechsten Sinn erraten, dass wir über sie sprachen. Und mein Herz schlug schneller. Wie aus schlechtem Gewissen, wie aus dem Gefühl, ertappt zu sein. Aber was hatte ich getan? Ich hatte mich über eine Schülerin informiert. ...
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