1. Ich Wünschte...


    Datum: 31.01.2017, Kategorien: BDSM,

    Sachbearbeitern hielt mich von den Kämpfen mit den Monstern ab, die mich in den vorangegangenen Monaten in ihren Klauen gehalten und gewürgt hatten. Wenn man nur genug zermürbende Kleinkriege führen muss, dann wird man wohl auch von der größten existenzbedrohenden Katastrophe abgelenkt. Und dennoch. Mir fehlte ein Mensch. Ich war allein in der Stadt. Es gab niemanden, mit dem ich reden konnte. Zwar hatte ich all die alten Freunde, die ich in der Zeit der Krise verleugnet hatte, wieder angerufen, aber sie erschienen mir nicht nur räumlich weit entfernt. Sie sprachen von Dingen und Menschen, die mir fremd wurden, die verblassten, und an denen ich tagtäglich weniger Anteil nahm. Das war der Preis für die Flucht. Der Tratsch, der Klatsch und die Gerüchte, an denen ich zuvor solch einen Gefallen gefunden hatte, verblassten nun und erschienen mir zunehmend trivial und uninteressant. Ich war nicht mehr Teil dieser Welt, aber eine neue hatte ich für mich noch nicht entdeckt. In der Schule fand ich keine Kollegin und keinen Kollegen, mit dem ich mich wirklich unterhalten konnte über private Dinge. Sie waren alle recht nett und hilfsbereit, ich hatte keinen Grund mich zu beklagen, aber sie waren praktisch alle zu alt, als dass ich irgendein wirkliches, privates Gespräch mit ihnen hätte führen können. Es lagen Welten und Jahrzehnte zwischen uns, das wurde mir schnell klar. Ich glaube, es waren diese Umstände, die dazu beitrugen, dass ich auf das Mädchen aufmerksam wurde. Unsere zweite ...
    Begegnung fand einige Tage später statt. Im Nachhinein frage ich mich, ob dieses zweite Treffen sich noch zufällig begab, oder ob sie mich damals bereits im Auge hatte. Es war nach der achten Stunde. Praktisch niemand war mehr an der Schule. Unterricht fand keiner mehr statt, alle Lehrer waren bereits gegangen. Die Putzfrauen gingen durch die Räume, und der Hausmeister säuberte den Schulhof. Ich sortierte noch Schülerakten und kümmerte mich um Papierkram, den ich lange vor mir hergeschoben hatte, weil ich nichts Besseres mit meiner Zeit anzufangen wusste. Als ich die Schule schließlich verließ, sah ich sie, wie sie am Eingang stand. Sie war allein, rauchte eine Zigarette und stand so lässig an eine Wand gelehnt, wie man es nur tat, wenn man jemandem zeigen wollte, wie cool man war, oder wenn man eben wirklich cool war und es einen nicht kümmerte, welche Wirkung man auf andere hatte. Weit und breit war niemand zu sehen, den sie hätte beeindrucken können mit ihrem Gebaren. Außer mir eben. Mir kam ihr Verhalten dennoch seltsam gestellt vor, und der Triumph, sie durchschaut zu haben, gab mir die Sicherheit, die mir auf dem Gang ein paar Tage zuvor gefehlt hatte. Ich sah sie kurz an und ignorierte sie dann, wie man jemanden ignoriert, den man offiziell nicht kennt. Hätte ich sie gegrüßt oder zur Kenntnis genommen, ich hätte ihr signalisiert, dass mir unsere letzte Begegnung im Gedächtnis geblieben war. Sie schnippte ihre Zigarette gegen die gegenüberliegende Wand, dass die Funken ...
«12...678...144»