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Raupe/Schmetterling
Datum: 27.01.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,
gelegt um ihm zu signalisieren, dass dir jetzt nicht danach war. Aber ihn – und das war das eigentlich Erschreckende für dich gewesen – kümmerte das überhaupt nicht. Im Gegenteil: Er hatte dich vornüber gebeugt, so dass du dich jetzt mit beiden Händen am Schrankspiegel abstützen musstest um nicht zu fallen, seine Linke ließ jetzt deine Brust los und griff im Nacken in deine Haare, schob dich hart gegen das Möbel. Du dachtest an Katja. Die verständnisvolle, zärtliche Katja. Dann trat er einen halben Schritt zurück und du hörtest, wie er mit der rechten Hand seinen Reisverschluss öffnete … «Oh, Schätzchen, ja, das ist gut, oh ja, das ist geil … megageil. Komm, wir treiben es jetzt gleich. Darauf habe ich schon den ganzen Tag gewartet. Ich will es dir von hinten besorgen.» Du schließt deine Augen um die Worte auszulöschen, denn du hast sie heute noch im Ohr. Eingebrannt in dein Gedächtnis. Und du schämst dich für sie, obwohl nicht du es warst, die sie gesagt hatte. An diesem Abend war es das letzte Mal gewesen, dass er dich hatte anfassen, sich in dich hatte «hineinversetzen» dürfen. «Scheißtypen!» Am nächsten Tag hast du seine Koffer gepackt, während er noch im Büro war, und sie vor der Wohnungstür deponiert. Du hast den Schlüssel von innen ins Schloss gesteckt, Katja angerufen und ihr alles erzählt. Sie hat ... sich ehrlich mit dir gefreut. Und nach einer kurzen, heftigen Auseinandersetzung an der verschlossenen Wohnungstür – als er heimgekommen ist und festgestellt hat, was du inzwischen getan hattest, hast du ihn nie wieder gesehen. Das ist jetzt fast drei Monate her. In dieser Zeit hat sich für dich alles verändert. Und heute, da bist du dir sicher, heute Abend wird dir so etwas nicht noch einmal passieren. Denn seither hast du dich nie wieder auf Typen eingelassen. Du hast dich für ein Sommerkleid entschieden – weiß, luftig und leicht. Die Klänge von Chopins «Minuten-Walzer» tropfen durch die Wohnung wie Perlen von einer zerrissenen Kette. Es ist Ende Juni und angenehm warm draußen. Du schaust noch einmal zweifelnd auf deine Beine (sie sind für die Jahreszeit und das Kleid eigentlich viel zu hell), bleibst aber dann bei deiner Entscheidung. Mittlerweile ist es schon nach halb zehn. Nervosität wird in dir wach. «Und wenn es heute doch nicht geschieht?» … Dann klingelt es an der Tür und bevor du den Summer drückst, ziehst du deinen Slip aus. Als du öffnest, steht Katja lächelnd da. «Hallo, Nadine!», flüstert sie. «Hallo, Süße!», erwiderst du leise. Sie trägt die Haare jetzt kürzer als bei euerem unerwarteten Wiedersehen im Restaurant. Aber wie neulich hast du plötzlich wieder einen Schmetterling zwischen den Beinen.