1. Die Burg


    Datum: 06.12.2016, Kategorien: Sonstige,

    Tier. Nur ein paar Meter weiter, sozusagen am Rand des Waldes, sah ich eine junge Frau entlang gehen, die ihren Kopf so gesenkt hatte, dass sie mehr oder weniger vor ihre Füße schauen konnte. Dabei hatte sie ein langes Kleid an, was mit dem Saum über den Boden schleifte. Dazu trug sie eine Haarkappe, unter der sich seitlich lange, gelockte, haselnussbraune Haare hervorkräuselten. In ihrer einen Hand trug sie einen Weidenkorb und in der anderen ein kurzes Messer. Sie schien etwas zu suchen, und wenn sie über einen Baumstamm stieg, blieb sie mit dem Rock hängen. Allerdings konnte man dann sehen, dass sie schwarze, halbhohe Schnürschuhe darunter trug. Etwa auf meiner Höhe ging sie auf einmal in die Knie und schnitt etwas am Boden ab. Da es hinter einem Stein war, konnte ich leider nicht sehen, was. Erst als sie sich wieder erhob, erkannte ich einen Pilz, den sie abgeschnitten hatte und jetzt betrachtete. Da sie dabei ihren Kopf hob, konnte sie mich aus dem Augenwinkel auf der Mauer sitzend sehen. Während sie den Pilz in ihren Korb legte, drehte sie Ihren Kopf in meine Richtung und sah mich leicht verwirrt, aber zugleich auch neugierig an. "Hallo!", sagte ich, als ich mir sicher war, dass sie mich entdeckt hatte, und winkte ihr zu. Man konnte ihr ansehen, dass sie mit mir nicht gerechnet hatte und wahrscheinlich auch niemandem anderen. Dann drehte sie sich einmal um und es kam mir vor, als wenn sie nachschaute, ob ich jemanden anderes gemeint haben könnte, der hinter ihr stand. ...
    Da sie aber niemanden entdeckte, drehte sie sich wieder zurück und winkte mir ebenfalls halbherzig zu. Dazu hob sie nur einmal vorsichtig ihre Hand. Dann kam sie auf mich zu. "Seid gegrüßt junger Herr!", meinte sie und stand wenige Sekunden später vor mir, "ich sehe, dass ihr auf meinem Lieblingsplatz sitzt. Würde es euch etwas ausmachen, wenn ich mich mit zu euch setze? Meine Füße sind schwer und ich könnte eine Rast gebrauchen!" Ich lud sie mit seitlich schwenkenden Armen dazu ein, ebenfalls Platz zu nehmen. "Kann ich dir etwas anbieten. Sagst du mir deinen Namen?", waren meine Fragen. Mir war zwar ihr seltsamer Sprachgebrauch aufgefallen, aber da Conlin und Genefe fast genauso sprachen, dachte ich mir nichts dabei. "Mein Name ist Brid. Findet ihr es hier nicht ebenfalls wunderbar? Ich liebe diesen Platz. Es ist so schön ruhig hier und ich ruhe hier gerne eine Weile aus. Das Sammeln von Pilzen ist recht anstrengend und da kommt eine Rast gelegen." Ich nickte nur und bot ihr von meinen mitgebrachten Köstlichkeiten an, doch sie schüttelte mit dem Kopf und sah mir dabei zu, wie ich selber etwas nahm und langsam und mit Genuss darauf herumkaute. Da fiel mir auf einmal ein, dass ich sehr unfreundlich gewesen war und mich nicht vorgestellt hatte. "Jens von Maiden", meinte ich und zeigte auf mich, "du kannst aber einfach nur Jens zu mir sagen!" Als ich meinen Namen sagte, konnte ich es in ihrem Gesicht zucken sehen und ihre dunkelbraunen Augen wurden etwas größer als zuvor. "Bist ...
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