1. Die Burg


    Datum: 06.12.2016, Kategorien: Sonstige,

    gerade auf Älteren, manchmal wenig gepflegten Gräbern, verschiedenste Pflanzen, die andernorts entweder als Unkraut ausgerissen, oder einfach übergemäht worden wären. Viele Insekten brauchten aber gerade Pflanzen wie Brennnesseln, um sich fortzupflanzen. Hier tobte dann das Leben. Der Herbst zeigte sich dann in seinen vielen Farben uns zeigte zugleich die Vergänglichkeit an. Dies wurde einem auf einem Friedhof erst recht bewusst. Doch trotzdem mochte ich diese Jahreszeit. Besonders schön wurde es dann im Winter, wenn es geschneit hatte. Dann legte sich der weiße Schnee über die Gräber und deckte alles unter einer weichen Decke zu. Selbst dann wandelte ich zu gerne zwischen den Reihen der Steine hindurch und dachte darüber nach, was die Menschen, die hier lagen, wohl in ihm Leben erlebt hatten. Wie viel Freude und auch Leid war mit ihnen begraben worden und wer dachte wohl noch an sie. Ich wusste es nicht und so manches Mal, gerade im Winter fragte ich mich dann, wer wohl an mich denken würde, wenn ich einmal nicht mehr da war. Eine Frau hatte ich nicht, Kinder auch nicht. Mit mir würde die Erinnerung an mich wohl auch sterben. Dies hatte mich in einem Winter so betrübt, dass ich seitdem anfing, in die Unterseite jedes Grabsteins meinen Namen einzugravieren. So konnte man dort immer lesen: Gemacht von Jens am ..., und dann kam noch das Datum. Da es darunter stand, konnte es niemand sehen, aber ich bildete mir ein, dass irgendwann einmal dieser Stein abgetragen wurde und ...
    irgendwer würde das dann lesen. Er kannte mich zwar nicht, aber er würde es lesen und vielleicht einen Moment innehalten und darüber nachdenken, wer ich wohl gewesen war. Mein Chef hatte zwar immer etwas seltsam geschaut, wenn ich das machte, aber da es niemand zu sehen bekam, hatte er auch nichts dagegen, solange ich die Gravur in meiner Freizeit anbrachte. Aber das war nun vorbei und wie schon gesagt, war ich auf der Suche nach einer neuen Arbeit. Hierbei wollte ich am liebsten Mal etwas anderes, Kreativeres machen, denn nur Grabsteine waren keine Herausforderung. Künstlerisch war ich allerdings auch nicht sonderlich begabt. Ich hatte mehrmals versucht aus einem Stein etwas Schönes zu machen, aber wenn ich keine Vorlage hatte, kam dabei nie etwas Schönes raus. Ich bewunderte Bildhauer, die dieses konnten. Dabei war es so einfach. Wie hieß es doch so schön: "Wenn du einen Löwen machen willst, nimmst du einen Stein und schlägst alles weg, was nicht nach Löwe aussieht." Wenn ich einen Löwen machen wollte, kam dabei nicht einmal etwas heraus, was wie ein Kätzchen aussah. Also ließ ich es und stellte meine gut gemeinten Skulpturen als moderne Kunst irgendwo in einen Stadtpark, wenn keiner hinsah. Soweit ich weiß, stehen dort noch ein paar von den Dingern und so manches Mal geht vielleicht jemand daran vorbei und fragt sich, was das wohl darstellen sollte. Vielleicht ärgerte sich auch so manch einer darüber, denn er vermutete, dass die Stadt oder Gemeinde wohl viel zu viel Geld für so ...
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