1. Die Burg


    Datum: 06.12.2016, Kategorien: Sonstige,

    angeboten wurden. So sah ich mir zuerst das Tor etwas genauer an, welches von einer Pechnase überragt wurde. In diesem Moment konnte ich mir richtig vorstellen, wie man versuchte das Tor zu stürmen und einem wurde heißes Pech, Öl oder nur Wasser von oben auf den Kopf geschüttet. Es musste mörderisch gewesen sein, eine solche Burg überhaupt anzugreifen. Wenn ich jetzt die Augen schloss, konnte ich die Bilder geradezu vor mir sehen, sah brennende Menschen herumirren, während ein mit nassem Leder überdachter Rammbock versuchte, das Tor zu zertrümmern. An der Seite wurden Sturmleitern angelegt und von den Verteidigern mit an langen Stangen befestigten Haken zurückgestoßen, damit sie nach hinten wegfielen und die schon darauf hochkletternden Belagerer mitriss. Es musste das reinste Chaos gewesen sein, in welchem die Schreie der verletzten und sterbenden ein schauerliches Lied ergaben. Dann sah ich mir die Mauer genauer an. Der unterste Teil war aus großen, nur teilweise behauenen Steinen errichtet worden und bildete eine mehr als stabile Substanz. Hier durchzubrechen war für die Zeit sicherlich kam zu schaffen. Selbst die ersten Geschütze wären auf absehbare Zeit nicht damit fertig geworden. Die eisernen Kugeln wären nur wie Tischtennisbälle davon abgeprallt. Über diesem Sockel begann die wirkliche Außenmauer mit großen, recht akkurat zurechtgeschnittenen Quadern, die sich fast fugenlos aneinanderfügten. Sie bildeten aber nur die äußere, fast glatte Oberfläche. Dahinter war ...
    sicher, wie in so vielen Festungsmauern Geröll verarbeitet worden, welches von innen wieder mit einer Mauer abgeschlossen wurde. Solche Mauern waren oft mehrere Meter dick und verjüngten sich nach oben hin immer weiter. Hier unten sah alles noch recht gut aus, weiter oben dann weniger. Die Zinnen waren teilweise in einem schlechten Zustand und an manchen Stellen ganz weggebrochen, so wie man es schon vom Dorf aus sehen konnte. Als ich dann wieder einige Schritte zurücktrat, konnte ich wieder den mächtigen Bergfried sehen, der sich bedrohlich über die Burganlage erhob. Von hier unten konnte man die wenigen Fenster sehen und mir kam das Bild im Gastraum wieder in den Sinn. Ich verglich es innerlich mit dem, was ich hier sah und meinte, dass der Maler es wirklich sehr genau genommen hatte. Sowohl die Anzahl stimmte als auch die Höhe. Dann ging ich einmal um die Burg auf einem Weg entlang, der einmal um das Anwesen herum ging. Hier entdeckte ich einen schmalen Weg, der davon abzweigte. Aber ich wollte jetzt erst einmal in die Burg und ließ ihn links liegen. Wenig später kam ich wieder an meinem Ausgangspunkt zurück. Ich hatte mich zuvor noch nie richtig mit mittelalterlichen Burgen befasst, kannte nur einige, wenige Details, aber diese Anlage kam dem, was ich mir darunter vorstellte, schon recht nah. Zum Schluss legte ich noch einmal meinen Kopf in den Nacken und sah den Bergfried hinauf. Dabei meinte ich eine Bewegung hinter dem unteren Fenster gesehen zu haben, aber ich konnte mich ...
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