1. Die Burg


    Datum: 06.12.2016, Kategorien: Sonstige,

    auch getäuscht haben. Dann drehte ich mich wieder um und ging langsam den Weg zurück. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, tatsächlich ein wenig über sonnenbeschienene Wege zu wandern und ließ es mir gut gehen. Erst als es bereits anfing zu dämmern, kehrte ich in das Gasthaus zurück. Wenn ich gedacht hätte, dass letzte Essen wäre schon die Krönung gewesen, so hatte ich mich getäuscht. Als ich hineinkam, war mein Tisch nicht besetzt, sondern lud mich geradezu ein, mich zu setzten. Die anderen Gäste im Raum beachteten mich kaum noch, da eigentlich keiner da war, der nicht am Tag zuvor auch schon da gewesen wäre. Bei dieser etwas lockeren Stimmung fühlte ich mich schon wesentlich wohler und sah als Erstes zum Kamin herüber, über dem sich am Abend zuvor noch ein Schwein gedreht hatte. An diesem Abend hing keines darüber, stattdessen drehten sich dem Anschein nach, Hühnchen darüber, allerdings sehr große. Solche hatte ich eigentlich noch nicht gesehen und ich fragte mich wirklich, wo es so Große gab. Sie sahen bereits knusprig braun aus und mir lief wieder einmal das Wasser im Munde zusammen. Der Wirt kam sogleich, als ich mich gesetzt hatte, und fragte nach, ob ich einen ganzen oder einen halben Roaster wünschen würde. Dieses Mal war ich schlauer als einen Tag zuvor. Da ich nicht mit der Zeit so aussehen wollte wie der Wirt, entschied ich mich für einen halben und dachte mir, dass es wirklich genug sein würde. Der Wirt verschwand daraufhin und kam mit einem Teller wie ...
    am Abend zuvor zurück. Schnell holte er einen der Vögel von dem Drehspieß und ging wieder zurück. Als er mir dann den angerichteten Teller unter die Nase stellte, kroch mir schon ein Duft in die Nase, der meinen Magen zum rumpeln brachten. Zart und knusprig das Fleisch, die Haut wie bei dem Schwein mit einer leicht süßlichen Marinade überzogen, dessen Zucker inzwischen vollkommen karamellisiert war. Dazu gab es kleine in Rosmarinbutter angeschwenkte Frühkartöffelchen und glasierte Möhrchen. Mit meinem Vorsatz, nicht so viel Essen zu wollen, war es sofort wieder vorbei. Ich dachte mir nur noch, dass man in zwei Tagen nicht fett werden konnte, also ließ ich es mir schmecken. Das Fleisch zart und saftig, der Rosmaringeschmack nicht zu dominant, nur im Hintergrund aber doch präsent. Dazu die vorsichtig gegarten Wurzeln, die innen noch ein ganz wenig Biss hatten und man nicht den Eindruck gewann, in eine weiche Masse zu beißen. Rustikal, sicher, aber wenn ich so etwas bekam, dann konnte mir die feine Küche, welcher Nation auch immer, gestohlen bleiben. Langsam und mit überaus großem Genuss schob ich mir einen Bissen nach dem anderen zwischen die Zähne und kaute verzückt darauf herum. Unterstichen wurde das ganze noch von einem gut gekühlten, leichten Wein mit nicht zu viel Säure, der mir zwischendurch vom Wirt gebracht wurde. Dieser wurde aus einem Tonkrug in ein für Weißwein eher großes Glas eingeschenkt. Der Tonkrug blieb dabei auf meinem Tisch stehen und kühlte den Wein so ...
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