1. Die Burg


    Datum: 06.12.2016, Kategorien: Sonstige,

    bildete mehr oder weniger den Mittelpunkt des Ortes. Dann sah ich mir den kleinen Brunnen an, der auf dem Vorplatz stand, der sicher auch als Marktplatz genutzt wurde, sofern hier überhaupt ein Markt stattfand. Dieser Brunnen war aus Sandstein in einer Runde gemauert und musste schon recht alt sein. Aber das war nicht das, was mir gleich auffiel, obwohl es mich als Steinmetz interessieren sollte. Interessant war die Figur in der Mitte. Sie war eine aus Bronze gegossene Figur, die einen Dämon oder Teufel zeigte. Bocksbeinig stand er im Wasser und sein Gesicht zeigte eine wirklich abstoßende Fratze. Sein Mund war wie zu einem Schrei geöffnet und die überlange Zunge hing aufgequollen heraus. Über diese Zunge ergoss sich ein Wasserstrahl in das Brunnenbecken. Seine Hände glichen eher Klauen. Eine davon hielt er hoch und zeigte jedem eine lange Nase, so nannten wir jedenfalls die Geste, wenn der Daumen die Nasenspitze berührte und die restlichen Finger hintereinander abgespreizt wurden. Die andere Hand machte eine Faust und drückte sich gegen seinen Schritt, wahrscheinlich sollte es andeuten, dass er damit sein Geschlecht verbarg oder schützte. Alles war so ausgerichtet, dass ein Kopf leicht angehoben war und er direkt zur Burg hochsah. So zumindest machte es auf mich den Eindruck, den wenn ich mich vor die Figur stellte und ihren Blickwinkel kopierte, dann kam ich zu dem Ergebnis. Eine seltsame Figur, fand ich, konnte mir aber keinen Reim darauf machen, ob sie etwas darstellte ...
    oder alles nur Zufall war. Bei Gelegenheit würde ich den Wirt danach fragen. Da es noch nicht einmal Mittag war, wollte ich noch nicht zurück in die Wirtschaft, denn das ausgiebige Frühstück hielt ich von einer erneuten Nahrungsaufnahme ab. Es lag mir noch so schwer im Magen, dass ich mir dachte, noch einen langen Spaziergang zu machen. Also setzte ich einen Fuß vor den anderen und wunderte mich nicht im geringsten darüber, dass sie sich von alleine in Richtung Burg wandten. Wenn meine Füße schon die Richtung einschlugen, wollte ich mich nicht dagegen wehren. Also ließ ich sie laufen. Schon bald entdeckte ich eine schmale Straße, mehr ein mit Schotter überzogener Feldweg, der in etwa die Breite eines Autos hatte. Dieser Weg führte anscheinend in Richtung Burg und ich nahm ihn in Anspruch. Er wurde steiler als ich es gedacht hatte und führte in einem Bogen auf die Burg zu. Es war kein Wunder, dass man hier oben gebaut hatte, immerhin würde man von der Burg, besonders dem Bergfried eine sehr gute Aussicht über die ganze Gegend haben. Doch von Weg aus sah man nicht viel. Der Wald rings herum war viel zu dicht, um hindurchsehen zu können. Zum Schluss machte der Weg auf einmal einen scharfen Knick und man stand sozusagen auf einem kleinen Vorplatz zum Tor der Burg. Nicht sehr groß aber für einen Parkplatz würde es reichen. Aber es war keiner, zumindest stand kein Auto hier. Wobei das nicht verwunderlich war, wenn man bedachte, dass die Burg Privatbesitz war und keine Besichtigungen ...
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