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mein Herr
Datum: 24.11.2016, Kategorien: BDSM,
Ein trüber Freitag-Nachmittag. Ich stehe hinter dem Tresen der Schankstube eines in die Jahre gekommenen Ostberliner Hotels. Mit äußerstem Wohlwollen könnte man die Einrichtung mit "shabby chick" klassifizieren -- ganz im Sinne von "arm aber sexy", wie Berlins schwuler Bürgermeister in gut 20 Jahren formulieren würde. Zutreffender allerdings wäre "arm und shabby". Die Gardinen vergilbt, die Möbel angestoßen, der letzte Anstrich Jahre her. Ich nehme das Ambiente aber nicht wirklich wahr. Auch dem Gelalle des derzeit einzigen Gastes schenke ich nur sehr vordergründig Aufmerksamkeit -- nur so viel, dass ich nicht unhöflich wirke. Schließlich ist Gustav Stammgast. Ich kenne dessen ewig gleichen Erzählungen in- und auswendig. Sie werden mit steigenden Alkoholpegel immer konfuser und wabern jetzt schon in Regionen weit jenseits des Hier und Jetzt. Auch ich bin nicht wirklich in der Realität. Ich starre Löcher in die Luft und sage hin und wieder: "Jenau, Justav, so isses. Noch ne Molle?" -- "Du verstehs mich wenichtstens 'tascha, mein Meechen. Ja, eene Molle noch, die letzte und 'n Kurzen." Ich schenke dem alten Säufer (das wievielte?) letzte Bier ein und tauche wieder in meine Gedankenwelt ab. Das Hotelfach kenne ich seit meiner frühesten Jugend. Mein Vater war Kellner, als junger Mann wohl in gehobenem Haus, wie er immer wieder betonte. Er zog mich alleine auf. Seine große Liebe, Zimmermädchen in eben jenem gehobenen Etablissement hat ihn mit mich, damals 16, einfach sitzen ...