1. Weihnachten


    Datum: 18.11.2016, Kategorien: BDSM,

    Weihnachten. Dieses Jahr ohne mich dachte sie, als sie endlich im Flieger saß. In wenigen Stunden würde sie schwitzend in der Sonne liegen. Wer braucht schon Weihnachten? Wer erträgt schon so viel Liebe? Die Liebe der anderen. Einen Tag vor Weihnachten hatte sie eine merkwürdige Begegnung. Wie jeden Tag seit ihrer Ankunft lehnte sie am Tresen der Hotelhalle und wartete auf den netten Porte, der sie gegen ein Lächeln, das fast schon ein Versprechen war, kostenlos in den Massageraum ließ. Wo schon der nächste nette cubano wartete, um ihren inzwischen leicht krebsroten Körper zu bearbeiten. Sie scherzte zwanglos mit dem Porte, als dieser kam. Beugte sich zu ihm über den Tresen. Wie unbeabsichtigt presste sie ihren Busen auf die Tischplatte und lachte laut über seinen Witz, den sie kaum verstand. Das war egal, diese Sprache ist international und diese Sprache beherrschte sie. Nach einer Weile begriff sie, dass er sie einladen wollte, mit ihm am Abend in die kleine Strandbar zu gehen. Warum nicht, dachte sie und sagte lachend: "Vamos a ver." Was so viel hieß, wie: Warten wir´ s ab! Ja, warum nicht. Er war ganz süß, vielleicht ein bisschen zu jung, vielleicht ein bißchen zu offensichtlich hinter ihrem Geld her, aber was soll ´s. Warum? meldete sich eine Stimme in ihrem Inneren. Warum spielst du schon wieder dieses Spiel? Weißt du noch immer nicht, wonach du suchst? Halt´ s Maul! dachte sie und schüttelte ihr blondes Haar, als könne sie so ihre Gedanken vertreiben. Was will ich ...
    schon? Du Moralapostel, gönn mir den Spaß! Der Porte ließ sie allein, wollte nachsehen, ob der Masseur Zeit hätte für sie. Locker lehnte sie am Tresen. Da realisierte sie, was sie die ganze Zeit gefühlt hatte. Augen. Jemand beobachtete sie. Sie drehte sich um. Da, auf der Couch in der Lobby saß ein älterer Mann. Er starrte sie an, mit einem Blick, der keinen Zweifel an seinen Gedanken ließ. Auch als er sah, dass sie ihn entdeckt hatte, ließ er seine Augen völlig ungeniert über ihren Körper wandern. Jetzt ein leichtes Lächeln in seinen Mundwinkeln. Entspannt schlug er die Beine übereinander, ließ sich ins Polster zurücksinken und senkte seine Augen in ihr Dekollete. Hob sie dann und sah ihr direkt in die Augen. Was soll das? dachte sie und konnte sich diesem Blick doch nicht entziehen. Einen Moment starrte sie zurück, bis der Ruf des Masseurs sie in die Realität zurückholte. Sie schluckte und löste sich von diesen Augen. Wütend blitze sie ihn noch einmal an, bevor sie sich abwandte. Was bildet der sich ein? Mich einfach so mit den Augen auszuziehen! Und doch wich die Unruhe, die dieser Blick in ihr ausgelöst hatte, lange Zeit nicht von ihr. Später lag sie am Strand, im Schatten der einzigen Baumes weit und breit. Ihr Lieblingsplatz. Eine Weile las sie in ihrem Buch, bis es ihr zu heiß wurde und sie in den Atlantik lief. Wie immer fasziniert von diesem Farbenspiel sich eine Weile von den Wellen treiben ließ. Als sie aus dem Wasser kam, stand neben ihrer Liege eine zweite. Leer. ...
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