1. Das Fenster


    Datum: 11.06.2018, Kategorien: Verführung,

    Geschichte verwenden, wenn es zu knistern beginnt", warnte ich schmunzelnd. Sie lachte. "Aha, erotische Augenblicke", flüsterte sie. "Manche Fischarten setzten Farben ein, wenn es um die Fortpflanzung geht oder als Warnung vor einem Fressfeind". "Mimikry", antwortete ich mit fragendem Unterton. "Ja, und als Meeresbiologin weiß ich Farben zu deuten, kenne mich da aus, aber es ist wohl bei ihnen keine Warnung". "Ein wohl bedachtes Stilmittel in meinen Geschichten, es ist für mich weit mehr, als nur Sex", erwiderte ich offen und dachte an ´Altfische´. Was machst du hier eigentlich, dachte ich, höre auf damit. Sie ist zu jung für dich. Im gleichen Augenblick fragte ich mich, wer von uns beiden damit angefangen hatte. Sie trank ihren Kaffee, nahm einen letzten Schluck und schaute mich an. "Ich muss los, wenn sie wollen, werden wir uns sehen, würde mich freuen. Sie sind ein interessanter Mann. Ich meine, es ist interessant mit ihnen zu plaudern". "Ich bin anscheinend ein bunter Fisch in einer Glaskugel". Sie lachte. Sie hatte ein hübsches Lächeln. "Ich betrachte sie lieber in freier Natur. Hat mich gefreut". "Ganz meinerseits, hätte auch noch einige Fragen zu den ´Altfischen´". Sie schenkte mir erneut ein Lächeln, stand auf und ging. "Bis dann", winkte sie mir zu. Keiner kannte des anderen Namen. Es spielte keine Rolle. Wir verloren die Zeit aus den Augen. Es waren die Umstände. Es wurde Nachmittag. Ich genoss die letzten Tage meines Aufenthaltes, flanierte durch die Gassen, ...
    wanderte an der Steilküste, beobachtete die Seevögel oder verdichtete in meiner kleinen Wohnung manche Seiten an Erinnerung. Es war die Ruhe vor dem alltäglichen Sturm, der mich zuhause erwartete. Die ruhige Zeit hier war dichter als Gold. Hin und wieder sah ich sie an der Mole, zwischen den Fischern und ihren Netzen, den Fang begutachtend, Gespräche führend, hörte ihr fröhliches Lachen aus der Ferne, während ich an einem Espresso nippte, in weißem Hemd und schwarzer Hose bei den Spielern sitzend. Sie ahnte mich dort sitzen. Schaute manchmal zu mir herüber und lächelte. Wir suchten einander nicht. Dafür schien nicht die richtige Zeit. Es war nur eine zufällige Begegnung. Sie hielt jeden Tag die Blendladen ihrer Fenster vor der gleißenden Sonne geschlossen, bis zum späten Nachmittag. Dann klappten sie quietschend auf. Sogleich öffnete sich ein neuer Horizont und wir winkten einander zu. Die Sonne warf dann ihr spätes Gelb auf die Zimmerwände ihrer Wohnung. Nur ab und an wurde es von einem bewegten Schatten übermalt. Oft blieb es dabei. Jener neue, späte Nachmittag entwickelte sich anders. Nach einer Weile trat sie ans Fenster, hielt mir aus der Ferne eine bauchige Flasche Wein auffordernd entgegen, lockte mich herüber und lächelte. "Wein, Weib und...", murmelte ich und ließ meine eifersüchtige, melancholische Reiseschreibmaschine alleine zurück. Den Rest erinnerte ich. "Ist noch ein wenig unaufgeräumt bei mir", meinte sie entschuldigend und ließ mich eintreten. Sie nahm mir den ...
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