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Das Fenster
Datum: 11.06.2018, Kategorien: Verführung,
Das Fenster Ich drückte die Blendladen auf und ließ das frühe Licht herein, kniff meine Augen zu kleinen Schlitzen und schaute auf das Haus mit den beiden toten Fenstern. Die Wohnung stand schon seit langem leer, obwohl sie doch einen schöneren Ausblick auf die nahe, kleine Hafenmole zuließ. Ich habe schon oft mit dem Gedanken gespielt die Wohnung zu wechseln, dort drüben einzuziehen, wegen der besonderen Aussicht. Das terrakottafarbene Dach schimmerte herüber und tauchte die im Schatten liegende Fensterseite meiner kleinen Wohnung in ein warmes Licht, das sich durch die geöffneten Blendladen schlich und zärtlich an die gekalkten Schlafzimmerwände rekelte. Begleitet von einem leisen Rauschen der Palmen durch den heran wehenden Passat, holte ich tief Luft. Ich stützte mich eine Weile auf den Fensterrahmen, der schon bessere Zeiten gesehen hatte. Die weiße Farbe blätterte in großen Schuppen vom Untergrund und verabschiedete sich vom Jugendstil, in dem das Haus erbaut war. Es ging ihm so wie mir. Die Zeit war mit mir älter geworden. Aber nicht die Jugend in meinem Kopf. Nur reifer. Trieb es mich hinaus zu den Menschen, zog ich mir eine schwarze Hose an, ein dünnes, weißes Hemd, schlüpfte in meine ausgetretenen Latschen, ging hinunter ins kleine Kaffee, setzte mich zu einem Espresso an den Tisch der alten Spieler, die ihre abgewetzten Karten mischten und mit drohenden, schmetternden Armbewegungen die Karten in die Mitte des Tisches klatschen ließen, als jagten sie Fliegen. ...