1. London Calling 03


    Datum: 06.11.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Dritter Teil - Ein neues Leben Mein erster Tag am College verlief relativ undramatisch. Erst gab es den etwas verwirrenden bürokratischen Teil, wo wir Personalbögen ausfüllen mussten und kompliziert wirkende Kursformulare bekamen. Neugierig betrachtete ich die anderen Studenten. Von mittlerem Alter bis vielleicht achtzehn oder neunzehn war alles mit dabei. In diesem Feld nicht ungewöhnlich, vielleicht achtzig Prozent Frauen. Und was für Frauen. Fast ein Drittel waren Farbige. Dunkelhäutige Afrikanerinnen, oder vielmehr von afrikanischer Herkunft. Die meisten von ihnen waren schon seit einigen Generationen in England. Jamaikanerinnen mit etwas hellerer Haut. Auch einige Asiatinnen. Eine große Gruppe Inderinnen und Pakistanis. Viele sich vom Typ ähnelnde englische Frauen, einige, die mich an Chris erinnerten. Ein paar weitere Europäerinnen. Eine hübscher als die andere. Eine Frau vielleicht Anfang Vierzig sah mich eine ganze Weile merkwürdig grinsend an. Dann fasste sie sich ein Herz und kam zu mir. „Was hat dich denn hierher verschlagen? Ich musste dreimal hingucken, um es zu glauben." Mir brachte aber auch viermal hingucken kein ähnliches Erfolgserlebnis. Ich kannte diese Frau nicht. „Hm ... sorry, ich kann mich nicht erinnern ..." „Nein, du kennst mich natürlich nicht, aber ich hab dich gleich erkannt. Erst Eastenders, und jetzt das hier?" „Eastenders? Ich glaube, du verwechselst mich mit jemanden." „Oh, du bist nicht Lefty? Du siehst ihm aber wie aus dem Gesicht ...
    geschnitten ähnlich." Sie war die erste, die dieses bemerkte, aber keineswegs die letzte. Der benannte Charakter aus der Fernsehserie, die sonntags am Vorabend lief, hatte Ende der Achtziger seinen Abschied von der Serie genommen. Ich sollte später einmal Wiederholungen aus dieser Zeit sehen und feststellen, dass ich tatsächlich einen Doppelgänger hatte. Wir lachten ein wenig über die Verwechslungskomödie, die mir nicht lange danach auch Autogrammwünsche und nervige Kinder einbrachte, die mir „Lefty, Lefty" hinterherriefen. Lefty war ein eher tragisch-komischer Held gewesen. Na klasse. Passte ja fast zu mir. Das System des Colleges war etwas gewöhnungsbedürftig. Alles war in Kurse und Sequenzen gegliedert, die man belegen und absolvieren konnte, wie man wollte. Auch die Prüfungen waren individuell ablegbar. Ein Jahr war das Maximum der Ausbildung. Wer alle Prüfungen vorher bestand, konnte selbstverständlich früher fertig werden. Dazwischen lagen eines oder mehrere Praktika. Viele legten es aber nicht darauf an, sondern mehr darauf, dort so lange zu bleiben, wie es eben ging. Es waren eine große Anzahl Jugendlicher dabei, die einfach keine Lust zum lernen oder sonst etwas hatten. Das Job Centre hatte viele davon zur Teilnahme überredet oder Sanktionen angedroht. Jetzt wurde mir auch klar, warum sie mir diese Umschulung so bereitwillig angeboten hatten. Da wir das anderthalbfache der normalen Sozialhilfe und zusätzlich unsere Fahrtkosten ersetzt bekamen, war das für sie ein Anreiz, ...
«1234...29»