1. Judith


    Datum: 01.11.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Wolfgangs und meiner Hochzeit zum ersten Mal begegnete, fiel er mir auf. Nicht, dass ich in irgendeiner Weise als Frau an ihm interessiert gewesen wäre -- ich heiratete ja gerade einen Mann, den ich zu jener Zeit wirklich liebte. Er fiel mir einfach nur auf. Die eigentliche Geschichte begann erst Jahre später. Du erinnerst dich vielleicht an die Feier anlässlich des 70. Geburtstages von Onkel Wilhelm?" Leo erinnerte sich dunkel. Die Familienfeiern seiner Kindheit waren in seinem Gedächtnis ein Einheitsbrei aus unbekannten Gesichtern und langweiligen Nachmittagen. „Bei dieser Feier kamen wir zum ersten Mal länger ins Gespräch. Man kann es nicht einmal als Flirt bezeichnen. Es war im Grunde nichts als ein nettes Nachmittagsgeplauder im Kreis der Familie. Und doch spürten wir beide bald eine unerklärliche Anziehungskraft aufeinander. Wie man so schön sagt: es hat zwischen uns gefunkt. Unsere Ehepartner saßen am selben Tisch und merkten nichts davon." Leo merkte, wie sein Mund trocken würde. Er zweifelte, ob er die Fortsetzung der Geschichte wirklich hören wollte. „Wir tauschten Telefonnummern aus. Er rief mich wenige Tage später an und wir verabredeten uns zwanglos zum Mittagessen. Ich weiß nicht mehr, wie dieses Treffen verlief und worüber wir sprachen. Ich weiß nur, dass wir noch am selben Nachmittag miteinander im Bett landeten." „Nein!" rief Leo leise. „Es war der Beginn einer Affäre, die fast ein Jahr lang dauerte. Wir waren regelrecht süchtig nacheinander. Zunächst ...
    trafen wir uns sporadisch bei mir zuhause in Frankfurt, wenn Wolfgang gerade nicht da war. Aber das war keine Dauerlösung, und die seltenen Treffen reichten uns nicht mehr aus. Deshalb suchten wir nach neuen Möglichkeiten." Leo konnte nicht glauben, was er hörte. Es musste alles ein Missverständnis sein. Es war unmöglich, dass sie wirklich von seinem Vater sprach. „Diese Wohnung hier stand damals leer", fuhr Judith fort. „Sie gehörte noch meiner Großmutter. Doch die war gerade in ein Seniorenheim übersiedelt und hatte mir den Schlüssel überlassen, damit ich alle paar Wochen mal nach dem Rechten sehen konnte. Es war das perfekte Refugium für uns." „Aber du wohntest doch..." „Von Frankfurt ist man mit dem Auto in weniger als einer Stunde hier", unterbrach sie ihn. „Und um deinen Vater zu sehen, hätte ich damals auch eine längere Anreise in Kauf genommen. Schließlich pendelte es sich ein, dass wir uns jeden Montag und Donnerstag abend trafen. Das waren die Tage, an denen mein Mann bis spät am Abend im Büro blieb." „Hier?" fragte Leo ungläubig. „Mein Vater war in dieser Wohnung?". „Genau hier, wo wir jetzt liegen, lag ich damals mit ihm. Nicht in diesem Bett. Damals waren noch die alten Möbel meiner Großmutter hier. Doch das störte uns nicht. Wir waren nur auf uns selbst konzentriert." „Und -- was habt ihr gemacht?" fragte er automatisch, obwohl er es eigentlich nicht wissen wollte. „Leo...", sie seufzte. „So gut wie alles, was wir beide in den vergangenen Tagen miteinander gemacht ...
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