1. Judith


    Datum: 01.11.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    sein Leben geschickt. Schließlich erfüllten ihn tiefe Schuldgefühle gegenüber seiner Mutter. Er hatte sie nicht gut behandelt in letzter Zeit. Aber jetzt erkannte er erst die große Einsamkeit, in der sie lebte. Ihr Mann hatte sie betrogen. Dann war er plötzlich weg gewesen. Nur noch ihr Sohn war geblieben, und der würde auch bald weg sein. Er nahm sich vor, an den letzten Tage vor seiner Abreise noch so viel Zeit wie möglich mit seiner Mutter zu verbringen. Judith streichelte seinen Rücken. „Ich weiß, du willst nichts mehr von mir hören und wissen. Ich möchte dir nur sagen, dass dein Vater sicher ein sehr guter Vater für dich war. Und bis zu diesem Fehltritt, den er selbst nicht verstand, war er deiner Mutter sicher ein guter Ehemann. Aber er war auch ein Mensch, und Menschen sind schwach..." Judith wurde einmal mehr von tiefer Zuneigung gegenüber Leo erfüllt. Und selbst jetzt, wo er in ein Kissen verkrochen dalag vor sich hin weinte, war die körperliche Anziehung da. Es kam ihr selbst abartig vor, aber es war so. Gegen ihren Willen rutschte ihre Hand von seinem ...
    Rücken weiter nach unten, glitt an seiner Hüfte vorbei, ertastete seine Hoden. Doch Leo stieß sie abrupt weg. Er sprang auf und wurde laut. „Was soll das? Fass mich nicht mehr an! Fass mich nie wieder an!!" Einen Moment lang fürchtete sie, er würde auf sie losgehen. Doch dann steckte er all seine Wut in das hastige Zusammensammeln seiner Kleidung, die in der kompletten Wohnung verstreut war. „Raus hier. Raus hier." murmelte er. Als er sich fertig angezogen hatte und zur Tür eilte, rief ihn Judith noch einmal zurück. Widerwillig drehte er sich um. Mit Tränen in den Augen sagte sie: „Leo, ich möchte dir nur noch eines sagen. Und das hat nichts mit deinem Vater zu tun. Die letzten drei Wochen war ich im Paradies. Und zwar mit dir. Mit Leo. Danke für die Zeit." Dann versagte ihr die Stimme. Auch Leo traten wieder Tränen in die Augen. Er holte Luft, doch dann murmelte er nur „Schon gut", bedachte sie mit einem letzten traurigen Blick, ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und hastete die Treppen hinunter in die windige Herbstnacht. Judith und Leo sahen sich nie wieder.
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