1. Judith


    Datum: 01.11.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Großmutter starb und mir die Wohnung vermachte, dachte ich mir, dass genug Zeit verstrichen war, um hierher zurückzukehren. Ich nahm mir vor, mit deiner Mutter Kontakt aufzunehmen. Ich hätte ihr nie etwas erzählen können, aber ich wollte mich mit ihr anfreunden und vielleicht auf diese Art zumindest ein wenig mit der Vergangenheit aussöhnen. Natürlich war ich auch neugierig auf dich", sie lächelte ihn schwach an, „und hoffte sehr, dass du dich trotz des Verlusts gut entwickelt haben würdest. Dann traf ich deine Mutter zufällig. Leo, du musst wirklich stolz auf sie sein. Sie ist so eine starke Frau..." „Hör auf!" fauchte er sie an. „Das brauchst du mir nicht zu sagen! Wenn du dein schlechtes Gewissen beruhigen willst, dann vergiss es!" Judith seufzte und schlug den Blick nieder. Dann sprach sie leise weiter. „Aber als ich dich sah, war alles anders. Du ahnst nicht, wie sehr du deinem Vater ähnelst. Du hast die gleiche große, kräftige Statur. Das gleiche Lächeln. Für mich bist du wie eine jüngere Version deines Vaters. Und du übst die gleiche starke Anziehung auf mich aus. Ich war komplett verwirrt. Zunächst versuchte ich meine Gefühle durch lockeres Gerede zu überspielen. Doch sie ließen sich nicht verdrängen. Vom ersten Augenblick an wollte ich dich in meiner Nähe haben. Gleichzeitig wollte ich dich vor mir und meiner Begierde schützen. Die Vorgeschichte war einfach zu düster. Ich kämpfte gegen meine Triebe an, aber nicht sehr erfolgreich, wie wir bald festgestellt haben. ...
    Dass du mich offensichtlich auch attraktiv findest, machte die Sache nicht einfacher. Schließlich gab ich auf und ließ mich voll in die Beziehung zu dir fallen. Ich gab dem Zwang nach, alle Situationen und alle Fantasien von damals wieder durchzuspielen, diesmal mit dir. Die Lust, die mir das verschaffte, war diesmal noch stärker. Aber mir war bald klar, dass es nur ein zeitliches begrenztes Glück ist. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass du nun wieder weg sein wirst.... Aber ich weiß auch keine Alternative. Mit dem bohrenden Verlangen nach dir wuchs auch die beklemmende Angst, dass die Sache eines Tages gleich enden würde wie damals. Und es wuchs mein Bedürfnis, mich dir mitzuteilen, dir alles zu erzählen. Und das habe ich nun getan." „Warum hast du es getan?" fragte Leo aufbrausend. „Warum hast du mir diesen ganzen Scheiß erzählt?! Du hast schon einmal alles zerstört, und jetzt tust du es wieder!!" „Leo..." „Was weißt du den schon über meinen Vater? Du hattest mit ihm doch nichts zu tun! Er war mein Vater, verdammt noch Mal! Und du hast ihn mir weggenommen..." Jetzt brach er in Tränen aus. Er schluchzte in sein Kissen hinein und konnte nicht mehr aufhören. Starke, zum Teil widersprüchliche Gefühle stürzten auf ihn ein. Der neu aufgeflammte Schmerz über den Verlust. Sehnsucht nach seinem Vater. Aber auch Wut und Hass auf ihn. Wie konnte er seine Familie so hintergangen haben? Hass auf Judith. Wer war diese Frau? Es schien ihm, als habe sie der Teufel persönlich in ...