1. Das erste Mal


    Datum: 24.11.2017, Kategorien: Erstes Mal,

    Schock für mich sie so zu sehen. Das Gesicht und der gesamte Körper schienen eingefallen zu sein. Ihre vor zwei Wochen noch recht straffe Haut, zeigte deutliche, tiefe Falten. Insgesamt wirkte sie völlig kraftlos, was wohl auf die Medikamente und die Chemo zurück zu führen war. Monika freute sich über unseren Besuch und ließ beiläufig anklingen wann sie keinen anderen Besuch erwarten würde. Ich hatte eine Menge Fragen und musste unbedingt alleine mit ihr reden. Ich denke meine Mutter merkte unsere verstohlenen Blicke nicht. Einige Tage später besuchte ich Moni nach der Schule alleine und tatsächlich war sonst niemand bei ihr. Ich gab ihr einen sanften Kuss auf ihre blassen Lippen, setzte mich an ihr Bett und sie ergriff meine Hand. Dann sagte sie mit schwacher Stimme: „Ich freue mich das du gekommen bist. Bitte entschuldige, dass ihr dir nichts gesagt habe, aber ich wollte dieses wundervolle Wochenende nicht mit schlechten Gedanken verderben. Glaube mir, alles was ich gesagt habe ist die Wahrheit. Aber nicht die ganze Wahrheit. Tatsächlich hätte ich dich nicht mit zu mir genommen. Eigentlich wollte ich es dir nicht antun, weil Ich nicht wollte, dass du dich zu sehr an mich bindest, aber dann… Bitte verzeih, dass ich so egoistisch war, aber als wir Freitag im Auto saßen und du vom Schicksal geredet hast, wurde mir klar, dass es einfach zu viele Zufälle waren. Erst die Diagnose, dann das du das Wochenende alleine warst… Vielleicht steckt doch eine Fügung dahinter und ich denke ...
    es war die letzte Chance… und ich bin jetzt froh es getan zu haben“ Dann schwieg sie. Tränen glitzerten in ihren Augen und auch mir ging es nicht anders. Sie schniefte bevor sie fortfuhr. „Glaube mir bitte, dass dieses Wochenende die schönsten Tage meines Lebens waren“ Diese Aussage konnte ich natürlich nicht beweisen, doch nach dem was ich erfahren hatte glaubte ich ihr. „Für mich war es das fantastischste was ich je erlebt habe“, sagte ich mit einem unheimlichen Druck auf der Brust. Sie lächelte schwach: „Du wirst noch viele solcher Erlebnisse haben, da bin ich mir ganz sicher. Bleib einfach so wie Du bist und lass dir von keinem einreden es wäre männlich eine Frau schlecht zu behandeln. Verspreche mir das. Frauen mögen liebe Männer die im richtigen Moment auch zur Sache kommen können. Aber auch nicht zu lieb, damit du nicht ausgenutzt wirst“, fügte sie mit einem kleinen Augenzwinkern hinzu. Dann atmete sie hörbar ein und es rann mir ein Schauer über den Rücken. „Tu mir den Gefallen und besuche mich nicht mehr. Ich will nicht, dass du mich so siehst, sondern mich so in Erinnerung behältst, wie ich an unserem Wochenende war“, sagte sie mit trauriger Stimme. Ich nahm sie in den Arm, so gut es bei all den Schläuchen die in Ihrem Arm steckten, eben möglich war und wir weinten gemeinsam, da es für uns beide eine schwere Situation war. Erst als wir Geschirrklappern auf dem Gang hörten, da das Abendessen kam, mussten wir uns trennen. Schließlich verließ ich ohne noch viele Worte, ...