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Im wilden Osten
Datum: 22.11.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,
damit ich nicht glaube, sie wolle sich diesen Betrag erschleichen, zeigte sie mir die Quittung --, und Rodica bot mir freimütig von dem Kuchen an, den sie an diesem Tag für die Kollegen mitgebracht hatte. Beim Abendessen mußte ich Waldemar doch fragen: "Sag mal, läuft die Rodica immer so rum?" "Wie sie sonst ,rumläuft`, weiß ich nicht. Am Montag reichte ihr Rock noch übers Knie, aber ab Dienstag hat sie solche kurzen Röcke an." "Hat das was mit dir zu tun?" "Weiß ich nicht. Glaub ich auch nicht. Man sagt -- unter uns Männern erzählt man sich in der Mittagspause ja so manches --, sie soll einen Freund haben. Verheiratet ist sie nicht, das hab ich inzwischen erfahren." Mein Einstieg im Gymnasium -- hier "Lyzeum" genannt -- war erst eine Woche später. Der Direktor hatte die Lehrer zwei Tage vor Unterrichtsbeginn zu einer Vorbesprechung des Schuljahres gebeten, und ich ging mit ziemlichem Herzklopfen zu diesem Treffen. Ich war es ja seit meiner Ernennung zur Studienrätin, also seit achtzehn Jahren, nicht mehr gewohnt, in ein neues Kollegium einzutreten. Wie haben wir immer Witze gemacht: "Ich bin die Neue. Ich soll hier singen." Nun war ich in dieser unschönen Lage. Aber es verlief alles ohne Komplikationen. Der Direktor stellte mich vor, er stellte auch einen weiteren Austauschlehrer vor, der neu war, die Kollegen stellten sich vor, die meisten nuschelten ihren Namen, die mußte ich später noch einmal nach ihrem Namen fragen, zwei hatten immerhin Visitenkarten; ich hatte ... meine, die ich mir schon hatte machen lassen, wieder einmal zu Hause vergessen. In diesem Schuljahr waren außer mir noch drei Austauschlehrer aus Deutschland und eine Lehrerin aus Österreich an der Schule tätig. Einer dieser Lehrer aus Deutschland, der sich immerhin deutlich als Matthias Westphal "mit ph" vorgestellt hatte, aber mir wegen seiner nach längst vergangener Mode glatt zurückgekämmten und mit Brisk angeklatschten Haaren unangenehm aufgefallen war, fing mich nach der Besprechung ab, lud mich in ein Café ein, um mir, wie er sagte, einige Tips zum Leben in Hermannstadt und an der Schule zu geben. Er war schon seit einem Jahr hier tätig. Auf dem Weg zum Café machte er mir auch noch leicht schleimige Komplimente wegen meiner Jugendlichkeit und Lebensfreude. In der Tat hatte ich, als ich mich dem Kollegium vorstellte, vor Aufregung eine wohl recht aufgekratzte Stimme, die Herr Westphal -- wohl nicht ganz zu Unrecht -- als Jugendlichkeit und Lebensfreude interpretiert hatte. Im Café dann aber gab er mir wirklich viele nützliche Tips. Da ich es von Deutschland nicht mehr kannte, daß man sich unter jüngeren Kollegen siezt -- Herr Westphal mochte Anfang bis Mitte dreißig sein --, fragte ich ihn: "Sagen Sie, ist es hier im Kollegium nicht üblich, sich zu duzen?" "Wie gut, daß Sie das sagen! Nein, hier ist alles noch sehr steif, aber wenn ich vorschlagen darf -- aber Sie sind doch ein Teil älter --" "Schlagen Sie nur vor!" "-- daß wir uns duzen; aber entschuldigen Sie bitte meine ...