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Ein besonderer Tag
Datum: 05.09.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,
es Tag oder Nacht ist. Es kommt mir vor als wollte der Herrgott uns alle in den Wahnsinn treiben.« Die Nonne setzte sich an den Tisch und zog den schweren Korb, den sie mitgebracht hatte, zu sich heran. »Gott liebt alle Menschen! Ich glaube, dass er SIE auch liebt!« Brummig warf er seine Zigarettenkippe in den Ofen. »Wenn mich Gott liebt, warum lässt er mich dann in dieser Scheißhütte versauern?« »Gott lässt sie nicht versauern, er ist da und reicht ihnen die Hand, sie müssen sie nur annehmen.« »Ich glaube, Gott hat keine Zeit für einen wie mich.« Resignierend ließ die Ordensschwester ihre Arme sinken und öffnete den Korb. Noch ehe sie reagieren konnte, riss er die Zeitung an sich und las darin, während sie den Tisch deckte. Übellaunig schob er den gereichten Teller von sich, um die Zeitung ausbreiten zu können. Zum ersten Mal konnte man Freude in seinem Gesicht sehen. Er tippte auf eine Schlagzeile: >Wieder Unruhen im Nahen Osten »Was meinen sie, wer von denen gewinnt zum Schluss?« »Wie meinen sie das?« »Na, da unten sind Juden, Mohammedaner, Christen aller Couleur und unzählige Splittergruppen auf engstem Raum. Jeder von denen ist davon überzeugt, dass er den einzig wahren Glauben hat. Was meinen sie, welcher Gott gewinnt zum Schluss?« »Sie glauben alle an den Allmächtigen, an den einzigen Gott, sie sind sich nur nicht einig, auf welche Art man an ihn glauben soll.« »Ach, kommen Sie, das kann nicht sein. Wenn es einen einzigen Gott gibt, der jeden liebt, wäre es totaler ... Quatsch, dass sich die Menschen seit Tausenden von Jahren die Schädel einschlagen. Dann könnte jeder den Allmächtigen verehren wie er will und alle wären glücklich.« Frisches Brot wurde aufgeschnitten und in die Mitte des Tisches gestellt. »Es ist die Eitelkeit der Menschen, die sie nicht einig werden lässt. Jeder meint, es besser zu wissen als der andere.« Er schlug auf den Tisch und schüttelte den Kopf. »FALSCH! Überlegen sie mal, sie kennen zwei Menschen, die sie mehr lieben als sich. Wenn sich die beiden bekämpfen würden, würden sie tatenlos zusehen, bis einer stirbt?« »Aus diesem Grund hat sich unser Herr ans Kreuz schlagen lassen.« Jetzt kam eine cholerische Facette zum Vorschein. Er sprang auf und schlug sich auf die flache Hand. »Aber es hat nichts gebracht! Anstatt den Menschen Frieden zu bringen, hat er das Volk der Juden gespalten. Die einen haben weitergemacht wie eh und je, die anderen nannten sich Christen und glauben, es besser zu wissen.« Schwester Ferencis wollte ihn zurück an den Tisch bitten, da das Abendessen bereit war, aber er ließ sich nicht beruhigen. »Anstatt den Menschen Frieden zu bringen, hat er alles noch schlimmer gemacht. Juden und Christen bekämpften sich gegenseitig. Dann kam Mohammed und rekrutierte seine Anhänger, unter anderem aus dem Juden- und Christentum -- noch eine Religion, die es besser wusste. Dann brach das komplette Chaos aus: Kreuzzüge, Verbreitung des Glaubens mit Feuer und Schwert, der Dreißigjährige Krieg, in dem sich die ...