1. Das Erlebnis im Karneval


    Datum: 30.08.2017, Kategorien: Tabu,

    Ellie nun, in ihrem Pferdekostüm, und aß stummer denn je ihre Käsebrote. Mir wurde plötzlich klar, wie lange ich jetzt gerade auf meinem Käsebrot kauend schon dieses schwere Thema brütete, was im Karneval völlig deplatziert war. Ich wandte mich geistig wieder der bevorstehenden Feierei zu. Konnte mir doch egal sein, warum sie mich nicht leiden konnte. Und vielleicht hatte ich mich ja auch einfach vertan. Vielleicht mochte sie mich, aber hatte aus Faulheit oder sonst einem Grund kein Interesse daran, mir es zu zeigen. Hauptsache Tina liebte mich. Und das tat sie. Alles andere war egal. Wie es Usus in unserer Kleinstadt war, zog erst der Rosenmontagszug durch die Straßen und am Ende versammelten sich alle Karnevalisten im Stadtforum. Beides war eine Sauforgie sondergleichen und man traf stets alte Bekannte wieder. Und der Suff erleichterte es eigentlich immer sehr, an alte Zeiten anzuknüpfen. Oft war ich ja wirklich nicht mehr in meiner Heimatstadt, daher genoss ich den Rosenmontag hier immer sehr. Tinas Eltern fuhren sie, mich und Ellie in die Stadt, wo sich der Karnevalszug aufstellte. Wir gingen selber nicht mit einer Gruppe mit, aber Freunde von uns hatten einen Wagen. Das Thema war Tierreich im weitesten Sinne. Ha, da hätte ich mit meinem doofen Hasenkostüm gut reingepasst. Ellie ging in dieser Gruppe mit. Ihr Pferdekostüm stand ihr sogar richtig gut, dachte ich, ganz ohne Sarkasmus. Sie war gleich in der Gruppe verschwunden und begrüßte Freundinnen. Tina legte ihre Arme ...
    um mich und küsste mich noch einmal, bevor das bunte Treiben allzu viele Zärtlichkeiten wohl unterbinden würde. Man traf einfach zu viele Leute, die man sonst nie sah. Ich strich ihr durch ihr blondes Haar. „Na, bereit?“ Sie lächelte. „Ja.“ Als sie herüber zu einer Freundin ging, um sie zu begrüßen, sog ich noch einmal den Duft ihrer kleinen Muschi ein, der immer noch an meinem einen Finger klebte. Ah, herrlich. Ich kämpfte mich durch die Kühe, Giraffen und Waschbären und fand Thomas und Tobias, als Elefant und Zebra verkleidet. Beides waren alte Kumpels aus meiner ehemaligen Stufe am Gymnasium. „Ey, alles klar?“ Die hohl klingenden, aber tatsächlich sehr nett gemeinten Floskeln gingen hin und her. Es war fast, als wären noch nicht so viele Jahre seit unserem Abitur vergangen. Wir alle waren inzwischen um die 26, also schon seit 6 Jahren nicht mehr auf der Schule. „Erst mal nen Kurzen?“ fragte mich Thomas. „Klar, gerne.“ Zack, schon war der erste „kleine Feigling“ verputzt. Plötzlich hörte ich meinen Namen, gerufen von einer freundlichen, weiblichen Stimme. Ich konnte sie nicht zuordnen, bis ich mich umdrehte. Ich erkannte Sandra sofort, trotz der Verkleidung als Maus. Sie war die beste Freundin von Tinas Schwester Ellie. Wir hatten uns in den letzten zwei Jahren immer mal wieder öfters gesehen, ganz einfach deshalb, weil ich ab und zu mit Tina zu ihr nach Hause fuhr und Sandra dort mit Ellie regelmäßig antraf. Aber ich war seit einem dreiviertel Jahr nicht mehr hier gewesen. ...
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