1. Silke und Toni - wie alles begann


    Datum: 09.10.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    einsam. Aber ich hatte es damals einfach nötig, mir über mich klar zu werden -- und nichts ist geeigneter dafür, als ein langer Törn. Andere gehen dafür vielleicht auf Pilgerfahrt oder so, ich eben aufs Wasser." „Wo liegt da der Reiz für Dich?" „Schau Dich einmal aufmerksam um. Dann wirst Du bemerken, dass so eine Fahrt einerseits viel Raum gibt, die Gedanken schweifen zu lassen -- Du aber andererseits immer irgendwie auch im Hier und Jetzt verankert bist, also dem Boot und Deiner Umgebung Beachtung schenken musst. Zumindest, wenn Du mit Dir verantwortlich umgehen willst. Denn vieles kann sehr schnell passieren, von der Notwendigkeit eines Ausweichens vor Treibgut, bis zum Umschlagen des Wetters oder dem Heranrauschen kräftiger Böen. So ein Törn mit einem Boot erzieht. Jede Nachlässigkeit oder Unbedachtheit, ob bei der Törnplanung oder unterwegs, kommt ganz unmittelbar bei Dir selbst an. Du kannst sie weder in der Verantwortung, noch im Erleiden der Folgen auf andere schieben, wie es im Alltag oft so leicht möglich ist. So ein Verantwortungs-Schiebe-Spiel wäre letztlich auch recht müßig. Der einzige, der es nämlich zu spüren bekommt, bist ja Du selbst. Und da ich nur sehr schwach masochistisch veranlagt bin, versuche ich solche Folgen zu vermeiden. Diese Mischung ist es glaube ich, die Segeln zu meiner Lieblings-Therapie macht. Raum für Gedanken und das Seele-baumel-lassen zu haben ohne die Chance dabei abzuheben, weil die Realität ja zugleich bedient werden muss." „Warum ...
    brauchst Du eine Therapie?" Toni musste herzlich lachen. „Ja, da habe ich mal wieder ein zu großes Wort gebraucht. Natürlich -- oder vielleicht zum Glück -- brauche ich keine Therapie im eigentlichen Sinne. Ich denke nur gern übers Leben nach. Scherzhaft nenne ich es die „allumfassende Daseinsdeutung". Es ist der Versuch, bewusst am Leben teilzunehmen, es zu gestalten und sich daran zu erfreuen. Na ja, richtige Worte habe ich dafür nicht, dass ist doch eher ein gefühlter Bedarf, den ich nicht wirklich darzustellen vermag. Aber weißt Du, vielleicht segle ich auch einfach nur gern. Beweisen muss ich mir damit allerdings nichts mehr, sonst würde ich das tatsächlich anders angehen." Insgeheim bewunderte Silke diese einfache und klare Lebens-Philosophie. Zugleich erklärte das auch, wie sie Toni im Berufsalltag erlebte. Weitsichtig, umsichtig und verantwortungsbewusst und auf eine merkwürdig zupackende Art bedächtig. Sie begann diese Art zu mögen, denn sie strahlte eine fröhliche, ausgeglichene Verlässlichkeit aus. „Schau mal, der Wind hat etwas gedreht", kommentierte Toni ein knatterndes Geräusch aus den Tuchbahnen. „Wir müssten also was mit den Segeln machen, was empfiehlst Du mir mit Deiner frischen Viertelbildung?" „Flattern bei dem Wind war dichter holen?" rätselte Silke. Toni konnte ihr nun zeigen, was es mit dem richtigen Stand der Segel auf sich hatte. Vielleicht war es ja nur Zufall, doch es bedurfte tatsächlich eines Dichtholens. Er freute sich jedenfalls, dass Silke eine ...
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