1. Die Insel der Frauen


    Datum: 16.07.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Als sie den Sturm bemerkten, war es bereits zu spät. Sie versuchten zwar noch, den immer höher werdenden Wassermassen zu entkommen, aber der Wind war bereits viel zu stark und die Wellen schon mehrere Meter hoch. Zwei Stunden später steckten sie mitten in einem ausgewachsenen Orkan. William wusste, dass es aus und vorbei war. Dass sein noch junges Leben hier ein frühzeitiges Ende finden würde. Dass die tiefe und gnadenlose See sein nasses Grab werden würde. Zwei weitere grausige Stunden später kippte das Schiff um wie ein Streichholz und innerhalb von kürzester Zeit war es dann vom Meer verschluckt worden. Und nur wenige der Matrosen hatten es überhaupt geschafft, sich wie William noch kurz über Wasser halten zu können, nachdem das Schiff in die Tiefe gesunken war. Was danach geschehen war, konnte William auch zwanzig Jahre später immer noch nicht fassen. Ein Rettungsboot, ein völlig ordinäres, hölzernes Rettungsboot kam aus dem gesunkenen Schiff herauf an die Oberfläche geschnellt. Es lag umgedreht auf dem Wasser und eine Hälfte fehlte, aber es schwamm wenigstens und das war William genug. Als William das Boot sah, klammerte er sich in Todesangst daran fest und versuchte, trotz der stürmischen See nicht loszulassen. Was ihn wohl schlussendlich rettete, war der glückliche Zufall, dass er aus dem unmittelbaren Sturmzentrum herausgetrieben wurde. Denn außerhalb des Zentrums waren die Wellen waren zwar immer noch haushoch, aber nicht mehr so steil wie in dem Augenblick, als ...
    das Schiff gesunken war. William sauste also auf einer Welle nach oben, nur um dann wieder in ein anderes Wellental zu fallen, aber das halbe Rettungsboot sank nicht und rettete ihm so das Leben. Wie viele Stunden er sich verzweifelt daran geklammert hatte, wie viel Wasser er dabei schluckte und wie viele Stoßgebete er gen Himmel schickte, wusste er später nicht mehr. Als die Wellen gegen Morgen aber immer schwächer wurden und einem leichteren Seegang wichen, kletterte er vollkommen erschöpft und dem Tod näher als dem Leben in die halbe Boothälfte hinein und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Als er wieder erwachte, war die Sonne bereits blutrot am Horizont untergangen. Er machte die gesamte Nacht danach kein Auge zu, da er die Haie fürchtete, die es in diesen Gewässern in großen Mengen gab und für die ein Mensch eine willkommene Zwischenmahlzeit darstellte. So saß er zitternd in seinem halben Rettungsboot und starrte verzweifelt in die schwarze Nacht hinaus. „Wieso war er nur zur See gefahren?“ Diese Frage stellte er sich immer wieder. Im England des 16. Jahrhunderts aufgewachsen, war er schon immer ein Trinker, Wüstling und Weiberheld gewesen. Seine Familie war an ihm verzweifelt. Denn mit einem blendenden Aussehen gesegnet, hatte er nie in seinem Leben jemals gearbeitet, sondern seine Zeit damit verbracht, reichen Damen der Gesellschaft nachzustellen und diese dann im Großteil der Fälle auch erfolgreich zu begatten. Das ging gut bis zum Tag seines 21. Geburtstages. In ...
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